HONIGDIEB, CHUMBAWAMBA / 26.01.05 - Kiel, Pumpe

0 Dislike0
Puh, ein etwas zu langer Nachmittagsschlaf hätte mich bei aller Eile fast ein wenig zu spät zu diesem Konzert kommen lassen, was schade gewesen wäre, hatte ich mich doch auf einen entspannten Mittwoch-Abend bei English Rebel Songs und akkustischen Chumba-Songs gefreut - mal was anderes!
Also schnell in die Ente und hinter der Pumpe geparkt. Beim Aussteigen ausm Auto vernehme ich merkwürdige Klänge - okay, akkustik ist es, aber auch ziemlich strange und vor allen dingen: Deutschsprachig!?
Naja, es klärt sich schnell auf, die Vorband Honigdieb, die ich gar nicht aufm Plan hatte, gibt ihr Schaffen zum Besten. Ein merkwürdiges Bild: Der Saal der für einen Mittwoch ziemlich gut gefüllten Pumpe ist bestuhlt, dahinter die Bühne, auf der zwei Musiker im Anzug stehen und dudeln, in der Mitte ein Freak, der sich mit halbnacktem Oberkörper, einem aufgemalten Smiley auf dem Bauch sowie einigen blau blinkenden Lämpchen am Sakko präsentiert und dazu Texte singt wie "Ein Stock mit Scheiße ist auch eine Blume!?" Ich sinniere kurz über die Gefahren eines ausschweifenden LSD-Konsums, komme dann aber zu dem Schluß, daß ich von denen gar nicht so schlecht unterhalten werde. Das zum Teil gesetztere Publikum (nur zum Teil, Boller!) jedenfalls ist überwiegend angetan und honoriert brav jeden noch so ausgefallenen Schwachsinn der Band mit Applaus. Naja, ne Prise Trash hat ja noch nie geschadet, auch wenn meine Freundin darauf besteht, daß ich die Darbietung der Band hier als "Katzengejammer" bezeichne (was ich hiermit getan habe).
Gut, dann ne kurze Pause (Umbaupause wäre ein falsch gewählter Begriff, da bei leerer Bühne nunmal nix umzubauen ist) und dann gehts auch schon los mit Chumbawamba. Mit kleinem Aufgebot, nämlich zu fünft, entern sie die Bühne und legen los. Gittaren, Akkordeon, Trompete und rhythmisches Händeklatschen (nur ganz selten) sind dabei die einzige Unterstützung, die sie heute brauchen. Chumbawamba spielen fortan alte und neue Chumba-Songs sowie englische (Protest-Arbeiter)-Folk-Songs (Der älteste von 1381). Von Anfang an ist klar: Das wird ein netter Abend mit entspannter, aber auch kämpferischer Musik sowie mit peppigen Ansagen. Der Rock´n´Roll ohne Tanzaufforderung kommt durch, wenn Chumbawamba ihre eigenen Songs von der "Uneasy Listening"-Scheibe spielen: "Timebomb" oder "Enough is Enough" etwa. Zwischendurch kurzweilige Ansagen auf englisch und auf deutsch mit zumeist -wen wunderts- sehr politischen Inhalten. Weniger begeistert bin ich eigentlich nur von 2,3 etwas zu choralen Liedern - das ist mir dann doch zu lahm. Nach einem Bierchen und einer 20minütigen Pause (Ansage der Band: "Der Deutsche Fußballbund hat ja vorgeschlagen, die Halbzeitpause auf 20 Minuten zu verlängern, damit die Leute mehr Bier und Würste kaufen können") gehts dann weiter. Meinen persönlichen Höhepunkt erreicht das Konzert, als Chumbawamba ein Flugi gegen die Nazi-Demo am nächsten Samstag präsentieren und das Publikum dazu auffordern, sich an der Gegendemonstration zu beteiligen. Nach diesem Aufruf spielen sie "One the day the nazi died". Dann neigt sich ein angenehmer, mal ganz anderer Konzertabend dem Ende entgegen, ihren großen Chart-Hit "Tubthumbing" spielt die Band heute angemessenerweise nicht, dafür aber einige neue Songs, die noch gar keinen Namen haben und zum Teil auch improvisiert dargeboten werden.
Ich verlasse die Pumpe in der Gewißheit, von einer sympathischen Band mit Aussage gut unterhalten worden zu sein. Das nächste Konzert, das ich besuche, wird dann aber vermutlich doch wieder ein bißchen rockiger sein! - Beitrag von: Karamba
Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv