DÖNER-DISKOTHEK-TRIBUT-AN-UDO-RELEASE-GALA / 20.01.05 - Hansastr. 48, Kiel

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Ein weiteres Mal haben es unsere unerschrockenen Untergrund-Maulwürfe – Initialen DD – vollbracht, einen Tribut-Sampler voller Herzblut zu erstellen. Immer getreu dem Motto ACTION, HITS und SCHICKE MODE!
Klar, dass eine entsprechende Festivität nicht fehlen durfte, suchen wir doch alle permanent nach Gründen ausgelassene Orgien zu feiern. Und wer so nett einlädt wie die Herren aus der Döner-Diskothek, darf sich über ein volles Haus und entsprechende Stimmung freuen!

Den livehaftigen Tribut an Udo L. vollbrachten FRUU SVENJA TRIFFT HERRN GÖTZ, THE FROODS, THE WIXIE DICKS; ZONE B, TODSCHICK, WAX.ON WAX.OFF und natürlich DISCO MAXIM (JUNGES GLÜCK hatten abgesagt).

THE WIXIE DICKS

Schon das Ambiente in der Hansastr. 48 – eh eine der schönsten Lokationen Kiels – stimmte auf das Kommende ein, denn Ron Ronstadt und Jott.Gäde hatten ihre exorbitanten Requisiten geplündert und die Räume ansprechend dekoriert. Da fehlte weder das gigantische Werbeplakat der astralen Durstlöscher (Horst Pillau Jr. höchstpersönlich am Tresen eingefangen, Aufschrift LAMPEN AN!) noch ein informatives Banner mit der Aufschrift „RASENMÄHER-VORFÜHRUNG“ fehlen, ja im Vorraum blendete sogar eine Dia-Show die Besucher.

Eloquent wie immer führte der Scheff den Mob ins Geschehen ein und kündigte ein Elektro-Punk-Pärchen aus Kalübbe an: FRUU SVENJA TRIFFT HERRN GÖTZ! Besagter Götz ist niemand anders als Götz Kretschmann aus dem Tracer Y’s Wonderland-Studio. Dies nur als Info am Rande, denn seine Finger dürften nahezu alle Leben bzw. Ohren unserer werten Leserschaft berührt haben, sofern der geneigte Stias auch nur eine Platte einer Kieler Band besitzt, denn bei Götz mastern nahezu ALLE Kieler Bands ihre Tonträger. Fruu Svenja präsentierte sich mit Elan und Hüftschwung, dazu H&M-GlitzerDiscoLeibchen plus Nietengürtel, Herr Götz breitbeinig und in Plastiklederjacke (Herr Gäde: „da musste kein Tier für sterben“) und ABFAHRT!


Das Schlagzeug sowie diverses Elektrogefiepe kam vom Band, der Rest – also Gesänge und Gitarre – natürlich direkt von der Bühne. UND WIE! Knackig und rotzfrech, schwindelerregend uptempofixiert und tight auf die Drumspuren gezimmert. Da ging das Publikum SOFORT auf Betriebstemperatur. Hätte dieses Duo zu späterer Stunde gespielt, hätten die DD-Jungs wohl viel zerbrochenes Mobiliar aufzuräumen gehabt. Die Sache ging nicht zuletzt deshalb fix in Ohr und Tanzbein, da „Los Paul“ oder „Ein Herz kann man nicht reparieren“ nicht gerade unbekannte Weisen sind. Ebenso unwiderstehlich auch ein weiterer eigener Titel, wobei gerade das Organ von Fruu Svenja für Kribbeln in der Magengegend sorgte, hat es doch eine unverbrauchte Rotzigkeit und Power, die mich weitere Aktivitäten dieser Band mit Spannung erwarten lässt. MEHR!

Völlig unbekannt (bis auf die Döner-Beiträge) waren mir bis dato auch THE FROODS, überrascht registrierte ich jedoch, dass hier Herbert vonne DISTURBERS den Bass bedient. Er erzählte mir später, dass es die Band bereits vier Jahre gebe, dies heute aber erst der dritte Gig gewesen sei. Da kann man dann nur ein Kompliment aussprechen! THE FROODS erinnerten mich zum Teil an die grenzüberschreitenden Klänge von FAITH NO MORE, das kam nicht zuletzt wohl durch die voluminös klingenden Keyboards.


Zentral und umwerfend GUT der Gesang Kareenas – was ’ne Stimme! Mal sang sie tiefer und flüsternd, dann mit Volldampf in den Lungen in höheren Lagen, aber nie quäkend, sondern mit geradezu souliger Inbrunst. Für eine punktgenaue Analyse der Musik fehlt mir als Mensch mit stark begrenzten musikalischen Kenntnissen die Kompetenz. Aber ein Blick auf die Homepaqe zeigte mir, dass es der Band selber ebenso schwer fällt ihren musikalischen Standort zu bestimmen: Von „Acid-Rock mit Frauengesang zwischen Punk-Attitüde und Die Happy-Ästhetik unter starkem Einfluss von Slayer“ ist da die Rede... Ebenso grandios ihre Interpretation von „Andrea Doria“, die textlich auf KIEL umgemünzt wurde und diverse Persönlichkeiten/Bands unserer Metropole auf die Schippe nimmt, seien es Horst Pillau jr., Letten oder BONEHOUSE (fühle mich geehrt und sage meinen Dank!)...

Ich weiß nicht, woher ich dieses Wissen besitze, aber als ich die THE WIXIE DICKS auf der Bühne sah, wurden mir ihre Ursprünge gewahr: Stellt euch eine seit Urzeiten im Familienbesitz befindliche und von Inzucht, Demenz sowie einer Phobie vor Städten geprägte RANCH vor, irgendwo in Geeksville hinter Redneckhausen. Patriarch JoBop hat über seinen Tod hinaus die Generationen seiner Nachkommen geprägt, Misthaufen hin- und herschaufeln, Mastsäue besamen und Kartoffelweitwurf bestimmen ihre triste Existenz. Bis jetzt! Denn die sechs neusten Zöglinge haben die Musik entdeckt, sich Banjo, Waschbrett, Harp, Slide-Gitarre etc. geschnappt und sind ausgezogen in die große weite Welt, so weit wie noch nie ein Mitglied ihres unsäglichen Clans gekommen ist! Ihre Herkunft sah man ihnen indes noch an.... Zupf, quäk, jammer, schrubb – Blue Grass-Mosh war angesagt, der Udo-Titel „Candy Jane“ musste sich ebenfalls in dieses Konzept einfügen und die mittlerweile proppevolle Hütte dampfte mitfiebernderweise. Auf Dauer für mich etwas verstörend, meine Nerven halten eine längere Stromgitarren-PAUSE schlecht aus.

Mein erster Gedanke beim Anblick von ZONE B war: „Mein Gott, sehen die scheiße aus!“. Nur um gleich beschämt zu erkennen: „Philipp, du bist selbst ein hässlicher Vogel und wer wird denn schon eine Band nach ihrem Aussehen beurteilen!“

Ja, ich glaube, es handelte sich um echte Kommunisten-Beatniks, allerdings ging ihre Darbietung über eine Vorliebe für die BEATLES hinaus und auch bei mir brach das Eis, als man eine absurde Version von SEPULTURAS „Roots Bloody Roots“ (!) darbot. Danach brachte man den Saal endgültig zum Kochen mit einem Cover dieses Buschtrommel-Hits „In Zaire“ (keine Ahnung, ob der wirklich so heißt oder von wem das ist, aber den Song kennt JEDER).

Wie gut sind eigentlich TODSCHICK? Völlige Begeisterung muss nach diesem Hammer-Gig konstatiert werden, ohne Flachs! Vielleicht auch dadurch begünstigt, dass die vorherigen Bands ein ziemliches Kostümfest abgezogen hatten, setzte mich die reale Punk-Bratze mit antifaschistischen Ansagen voll unter Strom. 29.01. – NAZIS STOPPEN! Nichts gegen das gelungene Entertainment vorher, aber bei TODSCHICK war ich doch viel eher zu Hause.


Klasse gesungen, wahnwitzig geile Songs in irgendwie typisch norddeutschem zeitlosen Punkrockstil – TODSCHICK haben es voll drauf. Absolut überirdisch auch ihre Version von „Cello“, auf dem Sampler ebenso wie live. Ich würde gern noch viel mehr dazu sagen, bin aber angesichts der Klasse dieses Gigs fast schon sprachlos.

Also weiter: WAX o­n WAX OFF zockten gut gelaunt flotten Punkrock im RAMONES-Stil. Auch wieder eine Band, die ich jahrelang nur vom Namen kannte, bis ich sie vor einiger Zeit mit NEW WAVE HOOKERS in der Schaubude gesehen habe. Sehr sympathische Band, die einfach Arsch tritt. Mit „Kralle“ haben sie sich auch einen Udo-Song mit richtig gelungenem Text gegen Machos und Sex-Tourismus (habe neulich einen Bericht über Bastarde gesehen, die sich darüber gefreut haben, dass die Thai-Mädchen nach der Flutkatastrophe weniger Geld nehmen. Argh – gebt mir einen Knüppel oder besser gleich eine AK 47) ausgesucht. Auch diese Band war viel zu schnell wieder von der Bühne runter, aber so war der ganze Abend natürlich auch kurzweilig.

Nun kam, was kommen musste und was der Festivität den perfekten Abschluss verpasste: DISCO MAXIM! Horst Pillau Jr. war offenbar mit dem bisherigen Verlauf des Abends zufrieden, der Gute strahlte jedenfalls über beide rotglühenden Backen. Man bekam die geforderten DM-Hits wie „Verliebt in Kiel“, „Herbstwind“ oder „Mädchen, du bist schön“, dazu noch mehrere neue Songs (klasse!) und was fast am wichtigsten ist: die grandiose Interaktion der Band auf der Bühne. Wenn Ron und Horst sich die Bonmots zuspielen, bleibt wirklich kein Auge trocken. Habe jedenfalls selten ein Konz erlebt, bei dem derartig intensive Lachsalven durch den Saal zuckten! Beschreiben kann man die nonchalante Art der beiden nicht wirklich, dat muss man sehen und fühlen, um es zu begreifen. Horst ließ es sich nicht nehmen Anwesende amtlich vorzuführen („Was ist das wieder für ein Bandname auf deinem T-Shirt? Nun, von Punk weiß ich nichts, ich bin Tanzmusiker“), imaginäre Beliebtheitspolls Kieler Bands zu erstellen („SMOKE BLOW nur noch auf Platz 9“) oder Anekdoten zu der Entstehung der Songs herbeizufaseln, die selbst seine Mitmusiker des Öfteren in Erstaunen zu setzen vermochten... Ein Glanzlicht setzte auch der Gastauftritt von Dedl (POMMES ULTRABRUTAL)! Naja, fast ein Glanzlicht, denn der Gute war doch ob der späten Uhrzeit oder anderer Ursachen nicht ganz timingsicher und krähte an den falschen Stellen los, was wiederum Horst am Schlagwerk aus dem sonst felsenfesten Beat schubste... Einige gegenseitige Schuldzuweisungen später ging es ruckzuck weiter mit den unwiderstehlichen Tanzflächenfegern aus der Dönerdisko! Keine Frage, dass nun sämtliche Hemmungen schwanden und sich einige ohnehin schon leichtbeschürzte Besucher endgültig ihrer Garderobe entledigten. DISCO MAXIM sind eben pure Erotik...

Das Fazit entfällt, der nächste Sampler ist geplant, und zwar mit dem ambitionierten Thema JOY DIVISION. Na, bin gespannt, wer sich DA ranwagt. Die Liebe wird uns noch ...äh... zerfetzen. Oder so.

http://www.doener-diskothek.de
http://www.kreatives.org/fruu_svenja_trifft_herrn_goetz
http://www.froods.de
Ach, surft doch selber, kein Bock mehr. - Beitrag von: Philipp

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