ENDSTILLE, KOLDBRANN, CITIES OF SLEEP / 09.12.04 - Bunker, Kiel

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Norwegischer Black Metal von KOLDBRANN und die umstrittenen Kieler Schwarzwüteriche ENDSTILLE sowie noch eine weitere Band im Bunker am Schützenwall – das war mir doch glatt einen Besuch wert. Gerade ENDSTILLE haben in letzter Zeit für viele Fragen aufgeworfen und nicht selten hört man Fragen, ob die denn rechtsoffen oder sogar rechts seien, ob sie musikalisch ihrem „Hype“ (Gigs auf dem Party San, auf Wacken oder die anstehende Tour mit MARDUK) entsprächen oder wie man überhaupt auf so einen bescheuerten Bandnamen kommen könne. In gewohnt subjektiver Art und armseligen Scheinobjektivismus verachtend ging es also ab inne Katakomben um diesen Scheiß zu klären... und dabei ein paar Humpen zu lüpfen... Der Bunker lag still in der vorweihnachtlichen Winterluft, aber diese Stille sollte ja bald beendet werden (sorry für dieses blöde Wortspiel), auffällig direkt neben dem Bunker ein fetter Nightliner – ein Anblick, der sich angesichts der übersichtlichen Größe des Ladens wohl nicht so oft wieder bieten wird. Und am/im Bunker selber ist ordentlich was getan worden – das wird ja langsam zu ’nem richtigen Klub! Letztes Mal (EUSOPHOBIA) war hier noch Baustelle, nu hat man einen richtigen Tresen, einen netten Eingangsraum, amtliche Toiletten – nur die „Bühne“ ist zu niedrig, damit wirklich alle sehen können.

CITIES OF SLEEP waren schon durch, aber damit hatte ich gerechnet, hatten mich doch eigene Bandaktivitäten an einem früheren Erscheinen gehindert. Sie haben wohl eher progressiveres Zeug gespielt, die Stimmen, die ich einfangen konnte, waren gespalten. Übrigens war es nicht so voll, wie ich erwartet hatte, höchstens so 80 - 100 Leute, was aber im Bunker absolut eine ideale Menge ist.

Nun gab es fünf Norweger zu begucken, die so sehr nach TRUE NORWEGIAN BLACK METAL aussahen, wie et nur geht: Schminke in den Fratzen, Nieten und Spikes überall (nur nicht auf den Köppen versteht sich...), lange Matten und Bärte (und zwar alle). Der Sound war genau richtig, darf ja auch nicht zu gut sein bei echt truem Geschepper, gell. Ich merkte gleich, dass ich den Abend sehr genießen würde, hatte ich doch länger kein kompromisslosen Black Metal mehr live erlebt. Und das waren KOLBRANN volle Kanne, auf eisenharte Schleifparts folgten Blastattacken. Da kam doch wat an Atmosphäre rüber und man fühlte sich von Old School-Faktor und Räudigkeit an Sachen wie DARKTHRONE oder CARPATHIAN FOREST erinnert. Alles halt übersichtlich strukturiert, hier wurde Wert auf bratzige Riffs, polternde Drums und keifendes Geschrei gelegt. Nur natürlich auch nicht irgendwie sensationell, so dass ich die Platte der Band – „Nekrotisk Inkvisition“ am Merch-Stand ignorierte.

Nun war Zeit für einen Plausch und wir feierten den Festvertrag von Genosse Ißel, der nun 35 Jahre Lagerknüppeln vor sich locker im Sack hat und den einen oder anderen Humpen „Prost mein Engel“ über den flutschigen Tresen gleiten ließ. Da stieg die Stimmung, geriet das Konz kurzfristig fast zur Nebensache. Dann ging noch die Nachricht vom Tod des PANTERA-Gitarrisen Dimebag Darrell rum und die Umbaupause war schnell vorbei.

ENDSTILLE: Öder Name, Scheiß-Image. Aber das hatten wir schon und ich habe mich mit den ENDSTILLE-Jungs schon des Öfteren darüber gestritten, wie sinnlos solche unreflektierten Kriegscover sind. Provokation hin und her, nur ist doch die Frage, wer womit provoziert wird und was im Endeffekt dabei rumkommt. Wenn man durch die Vermeidung eindeutiger Statements dann plötzlich NS-Black Metaller im Publikum hat, ist das Problem hausgemacht. ABER: Auf ihrer neuesten Platte „Dominanz“ gibt es erstmals doch ein wertendes Statement: „Dominanz – the heaviest weapon for a MISLEAD nation“. UND Schreihals Iblis brachte heute auf der Bühne ENDLICH mal ein Statement gegen Nazis. Es bleibt ein zwiespältiges Image, das mir bisher den Zugang zur richtigen Begeisterung für ENDSTILLE verweigert hat. Schade, denn der heutige Gig hatte es RICHTIG in sich. Das war ohne Scheiß ganz weit oben in Sachen Black Metal live und zwar in Bezug auf alles, was ich in den letzten 20 Jahren gesehen habe (wenn man mal die Black Metal-Vorväter VENOM mitzählt, mit denen ENDSTILLE und Konsorten eigentlich nichts mehr zu tun haben). Eine ideale Mischung aus musikalischem Können und dem Bewusstsein, dieses dem Hörer NICHT ständig unter die Nase reiben zu müssen. Keine Versuche, progressiv oder frickelig zu klingen, sondern ein so dermaßen heftiges Brett, dass da EINIGE Legenden schwer dran zu schlucken hätten (gerade live). Und dazu kommt eine aggressive und durchgedrehte Bühnen-Präsenz von Iblis, der mich mit seinen abartigen Grimassen irgendwie an Gollum erinnerte... Besonders Drummer Timm - Entschuldigung natürlich Herr Mayhemic Destructor - sorgte für enorme Wucht, spielte er doch sehr tight und heavy, hat dabei übrigens ebenfalls eine sehr eigenwillige Optik: Bei ihm scheint das Drumset zu einem wilden Hengst zu mutieren, welchen der ständig auf- und abwackelnde Drummer durch gezielte Schläge zu bändigen sucht... Mörtel, Mosh und Meter, es war schon eine Freude, dem krassen Soundorkan zu trotzen, die einzelnen Töne verflossen zu einem Gesamtgeräusch, welches übrigens nicht ohne Melodie war.
Tscha, mit einem ENDSTILLE-Shört wird man mich trotzdem nie rumrennen sehen, s.o.... - Beitrag von: Philipp

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