POMMES BRUTAL, DISCO MAXIM, THE DISTURBERS, TOTSCHICK / 03.12.2004 - Pumpe, Kiel

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Das war doch mal ein buntes Musikprogramm, was hier vor den Augen der begeisterten und zahlreich erschienenen Besucher im Roten Salon der Pumpe dargeboten wurde! Aber warum nicht? Warum müssen es immer nur musikalisch deckungsgleiche oder ähnliche Truppen sein, wenn schon vier Bands an einem Abend spielen? Den Punkrock-Hardlinern wird der Schlagerbeat von DISCO MAXIM vielleicht nicht in allen Fällen gemundet haben, aber die konnten sich dann sicher anderweitig amüsieren, schließlich gab es noch die Stromschlag-Bar zur Ablenkung und draußen herrschte auch nicht gerade die Sintflut... Davon abgesehen fühlte sich offenbar das Gros der Anwesenden über die ganze Distanz des Abends prächtig unterhalten.

DISTURBERS:

Zu TODSCHICK schaffte ich es leider nur gegen Ende des Auftritts, aber so fünf Songs waren immerhin noch drin. Die Stimmung war bereits ordentlich aufgeheizt, der Laden voll, viele Besucher ebenso...

Eine Mischung aus FEHLFARBEN, EA 80 und DACKELBLUT schallte mir entgegen, wenn ich aufgrund des reduzierten Eindrucks mal Vergleiche wagen darf. Auf jeden Fall charismatisch gesungen und locker dargeboten – das hörte sich so sehr nach mehr an, dass ich mir die Band definitiv noch mal angucken werde!



Nun erklommen die DISTURBERS die Bühnenbretter und stellten ein weiteres Mal unter Beweis, dass sie ihr massives Potenzial um eine weitere Unze erschlossen haben. Von Gig zu Gig scheint der Rock’n’Roll-Faktor reduziert zu werden, der Punkrock an Kraft zu gewinnen, und ich sage: GUT SO!



Dreckig, direkt und dremukompatibel! Und Lewe war besser bei Stimme denn je, klar und kräftig kamen die rauen Melodien rüber. Wenn nur die Mikrokabel gegen Ende des Gigs nicht ständig gestreikt hätten! Etwas arm, dass hier weder vom Mixer noch vom Laden bis zum Ende der letzten Band Ersatz besorgt werden konnte, aber man lernt ja nie aus und näxtes Mal sind im Roten Salon hoffentlich wieder amtliche Kablonskis am Start. „Alcohol“ von GANG GREEN sorgte für ordentlich Pogo, einiges an bisher nicht gehörten Songs war auch dabei, glaub ich, vielleicht war ich aber auch bei den letzten DISTURBERS-Shows gerade Bier holen, als diese gespielt wurden.



Geil, geil! So, nun noch eine private Nachricht an Herrn Lewe, der dies zweifelsohne lesen wird: WENN DU NOCHMAL NACH SO’M HAMMER-GIG ZU MIR KOMMST UND SAGST, DASS IHR SCHEIßE WART, DANN... DANN... DANN HAU ICH DIR EINE REIN. GENAU!

Yeah, nun war ich schon ganz aufgeregt, denn DISCO MAXIM sind für mich immer ein Erlebnis.

 

Für viele andere offenbar auch, denn der Mob schloss dicht gedrängt zur Bühne auf und skandierte bereits vor Beginn des Konzis Melodeien wie „Verliebt In Kiel“. Diese und andere Machwerke bekamen wir denn auch kredenzt und es durfte getanzt werden. Nicht wenige versanken selig lächelnd in den Visionen, welche die Musik der vier Herren zweifellos hervorbeschwören: Visionen von entblößten Körpern (Geschlecht je nach sexueller Ausrichtung), die verführerisch ihre Becken kreisen lassen.



Doch halt – gerade, wenn die Hörer sich eingelullt an diesem harmonischen Anblicke erfreuen, erkennen sie erschrocken den roten Rinnsaal aus den Mundwinkeln der tanzenden Nymphen/Gigolos: BLUT? Nein, rote Dönersoße! Mehr denn je wurde nämlich der verstörende Einfluss des Punks im Chanson/Schlager/Beat-Gemisch von Kiels klingendem Kleeblatt deutlich. Ob dies eher ein Produkt des heutigen Mixes, der die Gitarre deutlich nach vorne stellte, war oder ob Butch heute heftiger in die Saiten griff, bleibt unbeantwortet und irrelevant. Hauptsache, Tanzflächen-Feger wie „Mädchen, du bist schön“, „Herbstwind“, die frz. TRIO-Version von „Halt mich fest, ich wird’ verrückt“ („Tiens moi bien frappes sur la tete“ o.ä.) oder das göttliche „Ich glaub die Lady schaff ich nie“ waren dabei!



Und Horst Pillau Junior war obendrein in bester Fabulierlaune, warnte vor einem neu eröffneten Döner-Laden am Kleinen Kiel („Draußen große Werbung, aber ist man der Reihe, bekommt man nur einen Kleinen mit wenig Füllung. Der Brotrand steht ab. Das wollen wir nicht!“), analysierte das Publikum („Viele Punker heute hier, das ist schön. Ich war selber mal Punker. Deutschpunker. Jetzt bin ich Ex-Punker und drittklassiger Beatmusiker“) oder wusch seinem Sänger den Kopf („Ron, tu nicht so, als seiest du verrückt!“). Grandios, grandios.

Zwischendurch konnte noch der brandneue Sampler der DÖNER-DISKOTHEK („Döner im Wind – Ein Tribut an Udo Lindenberg“) abgeerntet werden, dann gab es zum Nachtisch auch noch POMMES BRUTAL auffe Gabel.

Und hui - das war ein musikalischer Wirbelwind, der Hammer, Amboss, Steigbügel und wat noch so im Ohr rumkreucht ordentlich zum Schwingen brachte! Hämmerndes, aber filigranes Schlagzeug, mal mehr, mal weniger verzerrte Ohrwurm-Riffs, wummernder Bass und ein Dedl am Mikro, der schrie, bis seine Birne hochrot anlief! Und alles schnell bis sehr schnell. Sie ernteten folgerichtig auch den meisten Pogo des Abends. Wenn die Ankündigung des Infos, dass POMMES BRUTAL da weitermachen würden, wo Dackelblut aufgehört haben, nur mit MEHR Punkrock, die offizielle Maxime der Band ist, dann haben sie die definitiv erfüllt. Nur ist es m.E. gar nicht nötig, es bei dieser gerade gesangsmäßig (und textlich?) stark an Jensen angelehnten Ausrichtung bleiben zu lassen, wurde doch des Öfteren deutlich, dass Dedl stimmlich noch viel mehr zu bieten hat und im Grunde eigenständiger singen könnte. Voll amtlich auch das NAKED RAYGUN-Cover, so ein Song, den man einfach schon öft gehört hat, aber den Titel nicht weiß (wer doch, möge es per Kommentar verraten). Auch Dedl hatte den Schalk im Nacken: „Darf man hier sagen: Scheiß aufs Westufer? Ja, kann man, ne!?! Scheiß aufs Westufer“. Schön auch die frz./norddeutsche Danksagung für den stattlichen Applaus: „Merci, do!“ Gut, soweit zu diesem Klasseabend und bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: „Verliebt in Kiel. Schalalala. Die Stadt im Sommerwind war es, die uns gefiel“! - Beitrag von: Philipp

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