KATAKLYSM, GRAVEWORM, MYSTIC CIRCLE, INTO ETERNITY / 04.10.04 - Kiel, Rockpalast

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Na, das war mal ein starkes Package extremen Metals, welches da durch unsere Lande zog und auch noch erfreulicherweise Station in Kiel machte. Für derartige Bands muss der geneigte Kieler sonst eher nach Hamburg fahren, aber Ben vom Extreme –Shop hat mal wieder zugeschlagen und den „Rockpalast T2“ dafür gebucht. Rockpalast? Was’n dit? Dahinter verbirgt sich die Disco „Tucholsky 2“, sonst ja nicht unbedingt der Anlaufpunkt für Metalheads. Aber die Zuschauer kamen dennoch in nicht geringer Zahl und füllten den Schuppen recht gut, zumindest im Bereich der Tanzfläche, wo sonst irgendwelche Pillenfresser & Discopisser ihrem Ausdruckstanz nachgehen, war es rappelvoll. INTO ETERNITY mussten den Mob nur noch auf Touren bringen, was nach einigen Songs auch mehr als gut gelang. Zunächst verharrten die Leute im üblichen „Sicherheitsabstand“ und beschränkten sich auf gepflegtes Stehbanging und Höflichkeitsapplaus, doch der Gitarrist hatte darauf keinen Bock: „This is great playing here. But I wonder: Why the fuck are you guys so far away? Come closer to the stage!”. Das war eine gute Idee, denn nachdem die Besucher willig gehorcht hatten, hatten sowohl Band als auch Publikum gleich viel mehr Spaß. Die Band ist aber auch derbe – die lassen sich nix verbieten und kreuzen so ziemlich alle metallischen Stilrichtungen miteinander, die es gibt. Death Metal, Prog.-Kram oder Power Metal treffen ebenso unbekümmert aufeinander wie brunftiges Gegrunze und klarer Gesang. Mir war schon beim Konz mit NAGLFAR in HH aufgefallen, wie genial die Gesänge aufgebaut waren und eigentlich alle Bandmitglieder sich betätigen. Jeder von denen könnte rein stimmlich auch Leadsänger sein, wobei der eigentliche Frontgaul sich in seiner Rolle gar nicht so wohl zu fühlen schien, jedenfalls wirkte er leicht gehemmt und starrte lieber auf den Boden statt die Leute anzumachen.

Nun waren MYSTIC CIRCLE an der Reihe, die zunächst mit Skepsis erwartet wurden. Zu sehr ist schon über die Band gelästert worden, aber wer sich „Graf von Beelzebub“ nennt und sich noch darüber wundert, warum selbst treue Metaller über ihn lächeln, hat irgendwo selbst Schuld daran. Trotzdem ist die letzte Platte „Open The Gates Of Hell“ überraschend gut und überzeugt mit rohen und brutalen Songs, die oft mit coolen traditionellen Metalriffs versehen sind. Die neuen Songs kamen auch wesentlich besser rüber als das ältere Material, was sich doch nach ziemlich billigem Hilfs-Black Metal anhörte. „Open The Gates Of Hell“ etwa war schön eingängig, „Satanic Rituals“ überzeugte mit schweren Midtempo-Beats. Am besten kam jedoch das CELTIC FROST-Cover „Circle Of The Tyrants“, welches gut gespielt war und deutlich heavier war als der Rest. „MYSTIC CIRCLE haben den Bogen noch mal rum gekriegt!“ urteilte dann auch Satanic Demon Eyes Jabba wohlwollend, unser ULTIMATIVER Black Metal-Spezialist hier vor Ort.

Echte Begeisterung brach aber erst jetzt aus, als die Süd-Tiroler GRAVEWORM loslegten. Wirklich eine sympathische Band, wobei ich etwas vorbelastet bin, denn die Freaks haben uns mit BONEHOUSE 1996 mal für ein fettes Festival zu sich nach Hause geholt. Seitdem sind sie allerdings VIEL besser geworden, konnten sie damals eine große Zuneigung für CREMATORY nicht verhehlen, haben sie mittlerweile an Schnelligkeit, Brutalität und besserem Songwriting ERHEBLICH zugelegt. Dazu rissen sich alle Mitglieder ordentlich den Arsch auf und bangten, was das Zeug hielt. Nicht so’n bisken müdes angetäuschtes Koppnicken, sondern wildes Rübenschütteln war angesagt, von der Keyboarderin bis hin zum Sänger Stefan Fiori. Der grunzte, kreischte und peitschte dazwischen unermüdlich die Menge an, dass der ganze Mob abging und begeistert jauchzte. Geil!

KATAKLYSM setzten trotzdem noch einen drauf! Kein Scheiß jetzt: Besser geht es im Death Metal derzeit wirklich nicht mehr! Mit unglaublicher Präzision holzte der Drummer los, die Riffs schredderten einem die Rüben weg und dabei kam alles enorm akzentuiert und nachvollziehbar rüber. Die Kanadier legten gleich mit „Manipulator Of Souls“ los und das Publikum ging von Null auf Hundert steil. Am beliebtesten (und auch besten) waren die Songs der letzten beiden Killerscheiben „Shadows And Dust“ und „Serenity In Fire“. Darauf konzentrierten sich KATAKLYSM auch, mir blieben als Highlights „The Ambassador Of Pain“, „Illuminati“, „Serenity In Fire“, „Blood On The Swans“ und mein persönlicher Favorit „As I Slither“ in Erinnerung. Bei letzterem schmetterten die Leute auch amtlich mit (Sänger Maurizio: „As I Slither. I slither down your spine“ – die Leute: „SLITHER“!). Auch die Ursprünge der Band wurden nicht vergessen, denn KATAKLYSM besannen sich auf ihre 93er Mini “The Mystical Gate Of Reincarnation” und zockten den Opener „Frozen In Time“. Da wurde einem mal wieder bewusst, wie lange die Jungs schon am Start sind und dass sie sich beharrlich aus dem absolutem Underground zu einer sehr beliebten Größe hochgespielt haben. Damals war es nur Gebretter, jetzt ist es Gebretter mit Melodie und einfach sehr guten Songs! Wie mir später zugetragen wurde, waren KATAKLYSM auch vom Publikum sehr angetan und mit dem Zuspruch von so ca. 300 Leuten ehrlich zufrieden. Dann kommt gerne mal zurück, Jungs! - Beitrag von: Philipp

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