MEDULLA NOCTE-Dying from the inside

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Diese Platte ist ganz oben dabei, wenn´s um den Widerspruch zwischen Genialität und Bekanntheit geht. Das mag auch daran liegen, dass sie - wie so viele geile Alben - beim besten Willen nicht in irgendeine Schublade passen will. Konkret: es ist einzigartig, es ist großartig und keine Sau kennt´s.  

Was darf man nun erwarten? Jeder Vergleich muss hinken, aber ich will´s versuchen. Ein bisschen klingen Medulla Nocte, als wären Neurosis nach ihrem ersten Album Richtung Thrashmetal abgedreht, aber nicht wirklich angekommen. Großen Anteil an diesem Eindruck hat der Gitarrist. Der Typ muss einen Dukatenscheißer für geile Riffs im Hirn haben. Seine Ideen sind schräg und sehr anspruchsvoll, ohne verfrickelt zu sein, metallisch, aber nicht wirklich Metal und so eigen, dass man ihn tatsächlich unter Tausenden raushören würde (hat da jemand "Voivod" gesagt?). Das muss einer erst mal schaffen. Einen fiesen, rohen Sound hat er (und die ganze Platte) auch noch.

Am Sänger dürften sich die Geister scheiden. Durchgehendes, psychotisches Hardcore-Gekreische und Texte ohne den geringsten Hoffnungsschimmer machen das Ganze zu einer ganz schön negativen Angelegenheit. Das aber perfekt - und auch noch mit richtigen Hooklines zum Mitkotzen! Wer auf den Gesang klarkommt,  hat eine Top-Platte mehr.

Der Schagzeuger macht mächtig Druck, das Spektrum reicht von slo-mo bis Gebretter, es passiert viel und immer genau das Richtige, damit es maximal ballert. Spieltechnisch ist auch alles schwer in Ordnung, wenngleich nicht perfekt, und das begnadete Cover tut das Übrige. So muss man allen, die auf rohe, extreme Musik mit dem gewissen Etwas (und ohne jede kommerzielle Ambition) stehen, nur dringend raten, ein paar Oi bei ebay zu lassen. Diese Platte ist sooo geil! Und sie lässt die "Kreativität" heutiger, angesagter Bands sooo alt aussehen.

myspace.com/medullanocte 

---Punkte: 10
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