SPRAWL, MUMMLOX, BONEHOUSE / 04.09.04 - Rendsburg, T-Stube

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Wenn ihr mich fragt, warum ich über dieses Konz einen Bericht schreibe, kann ich euch nur mit den Worten des ollen Reinhold Messner (oder war’s Luis Trenker?) antworten: Weil es da war! Und nicht nur das: Es war der Abschiedsgig der Rendsburger Hardcore-Legende SPRAWL, die mit diesem Konz unter ihre dreizehnjährige Geschichte einen dicken Schlusspunkt setzten. Zwar schreib ich sonst (außer Tourtagebücher) nix, wenn wir mit BONEHOUSE selbst irgendwo gespielt haben, aber dieses Ereignis war dann doch zu legendär, als dass wir es hier bei Dremu kommentarlos passieren lassen können. Zu unserem eigenen Gig will ich dann auch gar nicht viel sagen. Spaß hat’s gemacht, es ist immer wieder schön in der T-Stube zu spielen. Die T war gut gefüllt und nach ein paar Songs war der Mob amtlich am Abgehen. Für uns eine Ehre, diesen Abend eröffnen zu dürfen. Der Kontakt zu SPRAWL ist übrigens eigentlich erst in den letzten Jahren etwas enger geworden. Obwohl Rendsburg und Kiel so nah beieinander liegen, waren die Szenen irgendwie getrennt. Ich hatte damals mal schriftlich mit Folkert Kontakt aufgenommen, wir tauschten CD’s („Group Pressure“ gegen „Dogbite“), aber zusammen gezockt hatten wir nie. Umso schöner, dass da nu mehr läuft, auch mit 2ND ENGINE. Das Wochenende war für uns außerdem eine Art Feuertaufe, denn Pete hatte überraschend keine Zeit und so hatte Späthi die Bürde, ohne weitere Vorbereitung alleine die Gitarrenfront zu übernehmen, was er meiner Meinung nach sehr gut gemacht hat. Und da geht noch Einiges, da bin ich sicher! Für Kalles Gesang fehlte ein Kabel, aber netterweise hat SPRAWLs Yusuf ihm sein Headmike geliehen. Sah schön bescheuert aus, he he...

Durchgeschwitzt bis auf die Unterbuxe guckte ich mir dann die Büdelsdorfer Death-thrasher MUMMLOX an. Man muss anmerken, dass bei denen nu der Yusuf von SPRAWL spielt, weswegen er ZWEI Sets nacheinander zocken musste. Und er hatte es ja so gewollt, denn wenn wir als zweites gespielt hätten, hätte das nur nervigen Umbau am Schlagzeug bedeutet. Nun sind zwei Gigs unter normalen Bedingungen vielleicht nicht soo krass, aber angesichts der Tatsache, dass SPRAWL eine Playlist von 30 (ja, dreißig!) Songs geplant hatten, musste man schon um Yusufs leibliches und geistiges Wohl bangen. „Wir wollen mal den Drummer aufwärmen“ kündigten die LUXE dann auch an, aber von „langsam angehen lassen“ konnte keine Rede sein. Der Yusuf musste reindreschen wie ein Berserker, denn MUMMLOX sind keine Anhänger von Doom Metal oder Schunkelrock. Nope, da wurde schön Old School Death/Thrash fabriziert, so dass sogar unser Karl-Heinz „keine Namen bitte“ Stietzel begeistert war. Eine Punkerin sagte zu mir noch, dass diese Band nicht so ins Programm gepasst hätte, da nicht so tanzbar. Well, tanzbar mag es nicht gewesen sein, aber zum Glieder in die Luft schmeißen und Rübeschütteln war das durchaus genehm.

SPRAWL hatten sich für diesen Abend einige Aktionen einfallen lassen. So hatten sie extra eine CD-R mit dem Titel „13 Years In Rock“ erstellt, auf dem 21 Songs aus allen möglichen verschiedenen Phasen der Bandgeschichte enthalten sind. Diese wurde lediglich für zwei Euro verscherbelt und da gab es noch zwei Buttons in Übergröße mit dazu (einer sehr hippiesk mit Blumen und Käfern druff)! Außerdem hatten die Jungs noch einige Kartons ihrer 12“ „Victims Of Science“ übrig, die für EINEN Euro übern Tisch gingen. Es hatten sich viele altbekannte und zum Teil auch lange nicht gesehene Nasen eingefunden und dann ging der Tanz los. Am Anfang fand ich es nur „gut“, später wurde ich in einen Strudel der Begeisterung gerissen... Es macht zum Beispiel immer Spaß den Gebrüdern Zölck zuzugucken (deren Vater heute sogar auch zugegen war!), Zarc ist ’nen sehr amtlicher Klampfer, der dir in allen möglichen Bereichen ein Brett um die Ohren schreddert – sei es Punk, Hardcore oder Metal. Auch Schnapi war in bester Form und wo ich gerade zur Untermalung besagte Retrospektiv-Scheibe hör, fällt mir doch enorm auf, wie er sich im Laufe der Jahre vom Hardcore-Grunzer zur melodischen Schreigräte gemausert hat. Was aber viel wichtiger war als technische Fähigkeiten war die enorme Spielfreude! Die Jungs zelebrierten wirklich jeden Moment und hatten alle ein stetiges Grinsen in den Fressen. Aufgrund der klimatischen Bedingungen – man konnte die Luft nach einiger Zeit schneiden – und der Dauer des Gigs schwappten Teile des Mobs immer mal raus und wieder rein, doch der Band war völlig schnuppe, ob mal weniger los war. Ich glaub, die hätten ihr Programm auch durchgezogen, wenn sie für sich allein gewesen wären! Und so geschah es, dass die Band sich langsam aber sicher in einen Rausch spielte. Man wechselte immer wieder an den Instrumenten und ließ Gäste von anderen Bands (u.a. GRAUE ZELLEN) und Ex-Mitglieder wie Nase (g), Jens "Mörk" Maerker (b/v) oder TR (b) auf die Bühne, was immer wieder für Riesenhallo sorgte, denn einige der Kapeiken hatten schon länger nicht mehr auf ’ner Bühne gestanden. Man spielte sich wild durch alte und neue Brecher, wobei mir „Antipathy“ und „Sind wieder da“ richtig in den Ohren kleben blieben. Schnapi hatte extra einen Zettel dabei, auf dem er Details zu den einzelnen Songs notiert hatte – wer soll sich auch merken, aus welchem Jahr und von welchen Tonträger die ganzen Dinger stammen? Für überschäumende Stimmung sorgte der Gastauftritt von T-Stuben-Faktotum Winni, der zum BLOODLINE-Cover von „Winner Takes All“ genial über die Bühne stolperte und brüllte, bis die Birne rot anlief. Yeah, jetzt spätestens war Partytime angesagt und die ersten Bierfontänen klatschten durch den Raum. RICHTIG ab ging es dann aber, als man Metal-Atzen und Rendsburger Urgesteine wie Fischi und Olaf "Häuptling" Tuchel zu kongenialen Sangesdarbietungen holte. Fischi grölte so eine Art Fußballhymne an einen gewissen Ali Daei, völlig krank. Bin ja total unbedarft in Sachen Sportschtars, aber dieser Ali Daei ist mir nun allein aufgrund dieses Songs sympathisch, he he. Olaf hingegen ließ es sich nicht nehmen, den Mob mit SATANIC BOOZER-Schlachtgesängen anzuheizen und wer sich noch an diese berüchtigte Rendsburger Combo erinnerte, dem wurde ganz blümerant. Daraufhin durfte Olaf „Ace Of Spades“ mitschmettern, was natürlich endgültig für Ekstase sorgte. Nun schwappten pausenlos Bierfontänen durch die stinkende Luft, Diver fielen auf die Fresse, irgendwelche Leute stürmten auf die Bühne und SPRAWL zockten, zockten und zockten. „Ali Daei“ musste wiederholt werden und überhaupt hängte man an die 30-Song-Playlist noch diverse Titel dran, so dass der Gig sage und schreibe DREIEINHALB STUNDEN dauerte!!!! Habe bisher im Punk/HC-Bereich nur einmal eine Band annähernd so lange spielen sehen (das waren DRITTE WAHL auf unserem gemeinsamen Gig im linksradikalen Biker-Klub „Shitbunch“ in Flensburg – wer da war, möge jetzt „hier“ brüllen). Völlig unglaublich, als dann aber endgültig der letzte Ton gespielt war, setzte sich bei allen Anwesenden die Erkenntnis ein, dass es dies nun gewesen war: SPRAWL has left the building! Da wurden einige Tränen in diverse Knopflöcher vergossen, aber hey – dies war der BESTE Abgang, der denkbar war. Der beste Gig der SPRAWL-Karriere, ein fettes HARDCORE-HIGHLIGHT, das ich zu den besten HC/Punk-Gigs zählen würde, die ich JE gesehen habe, auf jeden Fall in Hinsicht Leidenschaft, Spaß und Spielfreude! Geil, dabei gewesen zu sein, ja sogar mitgezockt zu haben. 13 JAHRE HARDCORE OHNE GEHABE, DICKEN!!!!

Hier noch die gesamte Playlist, damit ihr nicht denkt, ich denk mir dat hier alles aus:
Tommorow’s Day
At Night
Angst
He Who Dies
Zerstörte Seelen
Sind Wieder Da
Will Counts
I Don`t Wanna Belong To You
Winner Takes All
Zeit der Abenteuer
Traum Oder Wirklichkeit
New Leaders
Ali Daei
State Of Blockade
Antipathy
Bunker
Knights Of The Cross
Cry For Attention
Society’s Values
Killing Vampires
Vergänglichkeit
Victims Of Science
Go Away
American Goatmen
Edge Of Humanity
14-Eyes
Ace Of Spades
Winner Takes All
Ali Daei
Bunker
div. Wh…
- Beitrag von: Philipp

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