VADER, MUMMLOX, NEURON / 22.08.04 - Kiel, Räucherei

0 Dislike0

Obwohl man unter dem Motto „Extreme Noise Festival“ ein doch ansprechendes Motto und mit VADER ein amtliches Zugpferd gefunden hatte, war die Räucherei nicht gerade ausverkauft. War der Grund der Termin am Sonntag? Zu wenig Werbung? Oder haben VADER es mit Touring übertrieben?
Schon seltsam, zumal mit MUMMLOX und NEURON noch zwei weitere Bands am Start waren, die sich schon einige Freunde in der Region erspielen konnten.
Letztlich musste Veranstalter Ben noch in den letzten Tagen vorm Konz Blut und Wasser schwitzen, denn VADER hatten wenige Tage zuvor einen Crash mit ihrem Bus und hatten die beiden Gigs direkt vor Kiel abgesagt. Aber in Kiel waren sie am Start, also war alles eitel Sonnenschein. Oder doch nicht?

MUMMLOX und NEURON liefen jedenfalls zunächst nicht mit überglücklichen Gesichtern durch die Landschaft. Ein Grund: VADERs bereits aufgebautes Schlagzeug durfte nicht angetastet werden, davor musste noch ein zweites Schlagzeug aufgebaut werden und somit blieben auf der Bühne noch ca. 50 cm Aktionsradius für die beiden „Vorgruppen“. Im Publikum gab es da natürlich Diskussionen: „Vader sind Rockstar-Arschlöcher“ meinten die einen, „Was würdest du tun, wenn du von der Musik leben würdest – jeden Arsch auf deinem Drumset böllern lassen?“ die anderen. Ob man da nicht noch einen Kompromiss hätte finden können, lasse ich einfach mal dahingestellt bzw. gebe es der kommentierwütigen Dremu-Leserschaft zur Diskussion frei...

„Wir sind NEURON und wir sind mies drauf“ knurrte Basser Olli ins Mikro, aber letztendlich bewiesen die vier, dass sie eine ganze Menge Spaß auf der Bühne hatten. Da wurden die ganzen Crust-Böller bei schwerem Sound in die Räucherei gehobelt, dass die ersten Köpfe zuckten. Owe ließ es sich indes nicht nehmen, auf die Zustände hinzuweisen und ergänzte Hendriks Ansage, man spiele gegen den Faschistenstaat, um die Worte: „..und gegen Rockstargehabe. Zwei Schlagzeuge auf der Bühne: beschissen und öde“. Auch ansonsten gab es Ansagen, die untermauerten, dass NEURON eine „unbequeme“ Band sind: „Der nächste Song ist über das politische System von Deutschland: Die Monarchie!“ Die Songs waren mal wieder verdammt tight gespielt, nicht zuletzt durch den auf Click spielenden Drummer, der – wie mir Owe später erklärte (ich bin ja nicht so`n Technik-Experte) vor jedem neuen Song kurz die Geschwindigkeit des übern Kopfhörer laufenden Metronoms einstellen muss und dann stur wie ein Galeerensklave die Geschwindigkeit durchholzt. Dass die Songs alle ein gleichbleibendes Tempo hatten, fiel indes durch die abwechslungsreiche Gitarrenarbeit gar nicht auf. Wohl aber der mechanische Effekt, den diese Spielweise auf die Stücke hat und der bei NEURON wirkungsvoll eingesetzt wird. Da freu ich mich doch auf die kommende Platte, die Epistrophy bald raushauen!

NEURON hatten sich noch gerade auf die Restbühne quetschen können, MUMMLOX bestehen jedoch aus fünf Nasen und so machten sie das beste aus der Situation, indem die beiden Gitarristen einfach auf ebener Erde spielten. „Ihr macht mich ganz nervös“, stöhnte Sänger Schub, „nach dem fünften Song wechseln wir!“ Mann, ich hatte die Rendsburger bzw. Büdelsdorfer lange nicht gesehen und war erfreut, wie räudig und ballerig die jetzt klangen (am Schlagzeug inzwischen übrigens Yussuf von SPRAWL). Ich vermeinte, eine Prise NAPALM DEATH hier, einen Touch BENEDICTION da zu vernehmen. Auf jeden Fall schön old schooliger Thrash Metal. Auch wenn Nörgler behaupten könnten, dass die Songs im Ganzen nicht besonders abwechslungsreich seien – dit war mir egal. Im Gegenteil, der kompromisslos krachende Thrash wurde derart eingängig und geradeaus präsentiert, dass es einfach Spaß machte. Wie auch schon NEURON wurden MUMMLOX also sehr wohlwollend empfangen, zunehmend mehr Rüben wurden geschüttelt.

Viele kamen dennoch erst zu VADER inne Halle, einige hatten auch das Vorprogramm ignoriert (hrmpf...) und so füllte es sich erst jetzt vor der Bühne. Man mag über das Verhalten von VADER diskutiert haben, unzweifelhaft blieb, dass sie einen Klassegig spielten. Bei plattenreifem Sound frästen die Polen ihren Death Metal punktgenau direkt in unsere Matschbirnen. Frontnase Peter bemühte sich um deutsche Ansagen – „Guten Abend, Kiiiel! Was für eine wunderschöne Stadtname – Kiiiiiiiel!“ Yeah, „Pleasure To Kiel“ heißt es ja nicht umsonst, wie ein schlagfertiger Frontrowbanger zurückbrüllte. Klar, VADER haben den Death Metal nicht unbedingt neu erfunden, aber sie haben einige sehr gute Songs geschrieben und Peters Stimme hört man nun wirklich unter Tausenden raus. Da wirbelten die Körper im Pit durcheinander und so einige schrieen sich dermaßen die Kehlen wund, dass ich fast meine Salbei-Pastiller rausgeholt hätte, die ich immer bei mir trage. „The Nomad“, „Wings“, „Black to The Blind“ und „Carnal“ blieben mir als Highlights in Erinnerung und dann gab es ja noch den finalen SLAYER-Coversong „Raining Blood“, der natürlich noch mal ordentlich für Bewegung sorgte und schön wild gespielt war.

Soviel für heute, bis demnächst, wenn es wieder heißt „SEE YOU IN THE PIT, ASSHOLE!“
- Beitrag von: Philipp

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv