HEADBANGERS OPEN AIR / 09.07.2004 - Brande-Hörnerkirchen, Tag 1

0 Dislike0

Nach den gelungenen letzten HOA-Festivals und ausschließlich positiven Reviews war es ein Segen, dass der Veranstalter Thomas Tegelhütter dieses Jahr die Tickets limitiert hat. Und die 1000 Biester sollen dann auch im Vorverkauf weggegangen sein. Kein Wunder, bei dem Billing! Wer hatte darauf zu hoffen gesagt, Bands wie HIRAX, INTRUDER, BREAKER oder ADRAMELCH auf einem Festival sehen zu können? Unglaublich eigentlich...

Also ab nach Bra-Höki, die Stimmung hat nicht besser sein können, zumal ich heute meinen letzten Arbeitstach hatte und auf VIER fette Wochen faulenzen blicken konnte. Yeeha, Humpen auf und die Zeltstangen in den Boden gerammt!

Gleich trafen wir auch auf eine weitere Kieler Fraktion und Hackfressen aus Berlin. Überhaupt geil, wen man in Höki alles trifft. Viele Leute, die z.B. schon seit Jahren nicht mehr nach Wacken fahren. Für viele ist dat W:O:A: nicht nur zu groß geworden, es fehlen auch die kleinen Underground-Bands. Aber die gibt’s ja nu hier, also schnell die erste vegetarische Grillwurscht runtergeschlungen und vor die Bühne!

Die erste Band hieß SAVALLION DAWN. Norddeutsche (Oldenburg), das ist schon mal nicht unsympathisch. Der Sänger stammt laut Info aus Uruguay, was ihn aber auch nicht aus dem Heer der Metalshouter herausstechen ließ. Nu, schlecht war er aber auch nicht. Geboten wurde melodischer Power Metal, der sich an den klassischen US-Bands orientierte. Die recht gute Gitarrenarbeit fiel mir besonders auf, wurde auch durch den amtlichen Sound unterstützt. Die Band verwies auf ihre Roots, indem sie HELSTAR coverte, genauer den „Nosferatu“-Titel „To Sleep, Per Chance To Scream“. Hui, da hatte man sich ein schönes Frickelstück ausgesucht, das Gedudel am Anfang lief auch noch etwas aus dem Ruder, aber dann fing man den HELSTAR-Spirit gekonnt ein.

CRYSTAL SHARK waren dann die einzige Band, von der ich GAR NICHTS gesehen hab. Schade, aber in dieser Anfangsphase mussten einfach zu viele Leute begrüßt werden. Überhaupt festigte sich schon jetzt das Ritual, nach jeder Band kurz zum Zelt zurückzulatschen und ein Bier aufzureißen, ein zweites dann in einen Bierbecher zu kippen und schnell zurückzusprinten, denn die Umbaupausen waren doch recht kurz.

Nun stand mit ROSAE CRUCIS italienischer Metal auf dem Programm: Der Sänger hatte sich ordentlich in Montur geworfen. Erinnerte mich doch etwas an Eric Adams/MANOWAR. Der hatte ansonsten eine kraftvolle Stimme und überzeugte mit sehr langen Schreien, was gut zu den epischen Songs der Rosenkreuzer passte. Ganz unzweifelhaft sind sie Fans der frühen MANOWAR, trotzdem coverten sie ausgerechnet „Pleasure Slave“, für mich wohl das mieseste Stück der Band mit einem ganz flammenarmen Text. DEATH TO COCKROCK BULLSHIT… Immerhin spielte man das Stück wesentlich härter und fixer als das Original und bewies mit der Ansage “the worst song MANOWAR ever made” ironische Distanz...

DARK AT DAWN mussten leider absagen, wie uns Bühnenmanager Mac verkündete. Die Band war sogar schon auf dem Weg zum Festival gewesen, hatte aber offenbar einen Unfall mit Verletzten gehabt. Hoffentlich nichts Ernstes! An dieser Stelle gute Besserung an alle Betroffenen!
Da die Absage so kurzfristig kam, konnte natürlich kein Ersatz besorgt werden und die Crew widmete sich einigen technischen Problemen.

BATTLEROAR waren die erste Band, bei der es richtig voll auf dem Gelände war. Verdammt viele Banger waren mit den Songs der Griechen vertraut und sorgten für Hammerstimmung. Überhaupt muss man sagen, dass das Publikum bei jeder Band Dampf gemacht hat, da dürfte wirklich KEINE Band mit den Resonanzen unzufrieden gewesen sein! BATTLEROAR kamen mit schnellen, melodischen Songs immer auf den Punkt, Vergleiche mit OMEN sind nicht unangebracht. Auf jeden Fall old school as fuck! Man merkte der Band an, wie sehr sie den Gig und die Stimmung genoss, waren doch alle Mitglieder permanent am Grinsen. Als BATTLEROAR schließlich die Bühne verließen, feierten die Fans sie mit „Hellas! Hellas!“-Rufen weiter ab. Das dürfte selbst nach einem EM-Sieg nicht selbstverständlich sein...

Eine der eigenständigsten Bands des Festivals waren TYR von den Färöer Inseln. Man möchte grob den Terminus Viking Metal nennen, aber Vorsicht! TYR erinnerten nämlich nicht wirklich an eine der einschlägigen Viking Metal-Bands. Sehr Folklore-lastig, trotzdem heavy, mit klarem, melodiösen Gesang. Auf jeden Fall Musik, die einen förmlich Wale schlachtende Wikinger vor Augen treten lässt. Obwohl diese Band sicherlich nur wenig Leuten vertraut war, hielt sich das Stimmungslevel, das HOA war jetzt in voller Fahrt und keine verschissene Regenwolke konnte die allgemeine Partylaune trüben. Oder, wie es ein Besucher im Gästebuch formuliert hat: „Regen? Welcher Regen?“

Das Programm hatte eine „Surprise“-Band angekündigt, doch ein an der Seite aufgestellter RAM-Merch-Stand ließ mich messerscharf folgern, dass nun RAM spielen würden. Jawoll, schon nach wenigen Songs erschollen lautstarke RAM-Chöre. Kein Wunder, ballerte uns die Band doch stark PRIEST beeinflusste Songs um die Lauscher. Der Sänger holte zwar nicht zu derart langen Screams aus wie sein Kollege von ROSAE CRUCIS, blökte aber auch sehr kraftvoll ins Mikro. Zusammen mit METAL INQUISITOR und WITCHBURNER hatten RAM am Tag zuvor schon auf der HOA-Warm-Up-Show in Itzehoe gezockt, daher standen die Schweden gut im Saft. Und wer sich noch fragt, was zur Hölle eigentlich RAM bedeutet, der wird auf der Homepage der Band folgendermaßen aufgeklärt:
RAM:
1. A male sheep.
2. Any of several devices used to drive, batter, or crush by
forceful impact, especially:
a. A battering ram.
b. The weight that drops in a pile driver or
steam hammer.
c. The plunger or piston of a force pump or
hydraulic press.
3. A hydraulic ram.
4.
a. A projection on the prow of a warship, used
to batter or cut into enemy vessels.
b. A ship having such a projection.

Alright, jetzt war ich sehr gespannt auf INTRUDER, deren drei Alben ich im Laufe der Jahre doch überdurchschnittlich oft gehört habe. Und die Amis präsentierten sich in bestechender Form! Ist ja nicht selbstverständlich bei all den unnötigen Reunions... Kein lahmer Haufen, der halbgar zum Mumienschieben aufspielt! Nope, über 70 Minuten wüteten INTRUDER auf der Bühne und bewiesen, dass guter Speed/Thrash Metal einfach zeitlos ist! Nicht mitgezählt eine Zwangspause, weil die Drums zwischendurch repariert werden mussten. Erfreulicherweise konzentrierte man sich vor allem auf das geniale erste Album „Live To Die“, vom dem Kracher wie „Cover Up“, „Cold-Blooded Killer“ oder der Titelsong gespielt wurden. Geil, nicht jede Band gesteht sich ein, dass ihr erstes Album im Grunde doch das beste war! Aber auch „Agents Of The Dark“ oder das coole MONKEYS-Cover „I’m Not Your Stepping Stone“ kamen zum Zuge. Mitreißende Riffs, geiler, eigenständiger Gesang (übrigens auch ab der 2. Platte recht ansprechende und kritische Texte) – die Band hätte in einer perfekten Welt VIEL bekannter werden müssen! In den Pit vor der Bühne kam da ordentlich Bewegung, und auch ich konnte meine Tanzschuhe nicht mehr unter Kontrolle halten. Insgesamt für mich DER Hammer des ersten Tages!

Aufgrund der Verzögerung betraten BROCAS HELM dann über eine Stunde später als geplant die Bühne. Aber bei aller Liebe: Das war nix! He, ich liebe eigenwilligen, kauzigen Metal, aber BROCAS HELM waren heute ganz schwach. Klar, Bobbie R. Wright hätte auch 1984 keinen Preis für den Wettbewerb des talentiertesten Metal-Goldkehlchens gewonnen, aber auf dem HOA hauchte er derart schwachbrüstig ins Mikro, dass ich arg enttäuscht war. „So gehört dat“ versicherten mir begeisterte Fans. NO WAY, gerade höre ich den Klassiker „Into Battle“ und muss konstatieren, dass ihr da wohl ein Bierchen zuviel Intus hattet. Der Gesang auf Platte hatte durchaus Power und war recht abwechslungsreich! So, nun kann jeder Sänger auch mal heiser sein oder einen schlechten Tag haben, aber nahezu jeder Song wurde auch noch mit völlig übertriebenem Gefiedel zugekleistert. Nervig. Bassist (kultige Erscheinung – Ledermütze und Kaiser Willhelm-Schnauzbart...) und Drummer spielten derweil allerdings sehr tight auf, das war aber auch das einzig Positive an dieser Vorstellung.

HANKER bildeten dann durchaus einen guten Abschluss des ersten Festivaltages. Die Kanadier hatten nicht nur gegen die Uhrzeit, sondern später auch mit einer streikenden Lichtanlage zu kämpfen. Dennoch hielt ein ordentlicher Haufen Freaks wacker stand (he, klingt fast wie ’ne Einleitung zu ’nem Asterix-Band). Der melodische Power Metal konnte auch wirklich überzeugen, dazu kam die Band mit nachdenklichen Ansagen recht unklischeehaft und sympathisch rüber. Aufgrund der streikenden Lichtanlage musste der Gig leider etwas früher abgebrochen werden. Wie ich später hörte, bastelten die Techniker danach noch bis morgens um Fünf an der Anlage rum...
Aber platt waren wir eh alle, neun Bands, die auch alle recht lang spielen durften, hatten den Bedarf an Mucke gedeckt und mit Hinblick auf den nächsten Tag haute ich mich dann auch bald hin (hab nur noch irgendwem hinters Zelt gekackt. Sorry, war echt zu müde & faul, um noch ’nen Dixi zu suchen).


- Beitrag von: Philipp

Kommentare   

0 #1 Philipp 2020-09-06 19:50
R.I.P. Greg Messick! :-(
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv