HATEBREED, E-TOWN CONCRETE, SWORN ENEMY, MAROON / 17.06.04 - Hamburg, Markthalle

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Es geht schon wieder los – der alljährliche Mutantenstadl zur Kieler Woche. Und wieder ein Stück beschissener als im Jahr davor. Zum Glück findet auch dieses Jahr zeitgleich das letzte Aufbäumen der "In-Door"-Veranstaltungen vorm Sommerloch statt. Konzerte satt! ZEKE, FROM ASHES RISE, CROWBAR, MDC und eben HATEBREED bieten die Möglichkeit die Menschenmassen in der Kieler Innenstadt mit Freuden hinter sich zu lassen. FUCK YOU ALL!
Die Veranstalter hatten den Abend als "HAMBURG HARDCORE NIGHTS – Part 1" angekündigt und hofften so wohl Festival-Flair zu erwecken. Doch selten stieß ein Vorprogramm auf solches Desinteresse. 99,99 % der Leute waren ganz offenbar ausschließlich wegen HATEBREED da! Obwohl sich der Vorraum der Markthalle früh füllte, tat sich fast gar nix vor der Bühne, als E-TOWN CONCRETE, SWORN ENEMY und MAROON sich abmühten. Viele blieben im Vorraum, glotzen irgendso’n Fußballspiel, andere saßen gähnend auf den Rängen – nur drei unermüdliche Kick-Box-Spackos vollführten zur allgemeinen Belustigung ihre Gymnastikstunde.
MAROON waren überraschenderweise als erste dran und gefielen mir von den drei Einheizern klar am besten. Eigentlich musikalisch zu 100% Metal, aber eben ähnlich wie bei HEAVEN SHALL BURN usw. mit einem eher HC-mäßigen Sänger. Aus ihrer metallischen Ausrichtung machten sie mit NAPAM DEATH- und METALLICA-Shirts gar kein Geheimnis, ist in diesem Genre ja mittlerweile auch völlig normal. Recht abwechslungsreich und heavy zugleich. Da blitzen sogar mal Melodien und Soli auf, die der Shouter aber geschickt niederbrüllte. Hätte gern mehr von gesehen, aber durch den frühen Beginn blieb uns nur das letzte Drittel vergönnt.

SWORN ENEMY waren ebenso wie E-TOWN CONCRETE und MAROON gerade heute frisch zur Tour gestoßen, die für HATEBREED schon Wochen andauert. Nur war am Flughafen ihr gesamtes Equipment verschütt gegangen, was sich bei allen Bands in „Fuck British Airways“-Ansagen niederschlug. HATEBREED hatten kurzerhand allen ihr Zeug geliehen, so dass es lediglich zu einen technischen Problemchen kam. Trotzdem waren SWORN ENEMY mir auf Dauer zu stumpf und monoton. Ganz geiler Gesang, aber immer dieser Midtempo-Groove – das hat nicht richtig reingehauen.

Ähnlich E-TOWN CONCRETE, die zwar mal ab und zu ruhige Parts einbauten, aber auch nicht richtig mitreißen konnten. Da mag natürlich auch die fehlende Stimmung ein Wechselspiel mit der Motivation der Musiker geführt haben. Der Sänger zog zwar sein Ding durch, nervte aber mit mindestens DREI „We got some merchandise in the back“-Ansagen. Mann, der Merchstand war größer als mein Wohnzimmer und um in die Markthalle zu gelangen, gab es daran kein vorbei... Auch der Mixer war nicht ganz in Form und schaffte es irgendwie nicht, den Gesang richtig einzustellen – mal war der viel zu leise, dann wieder viel zu laut. Jedenfalls konnte ich mir kaum noch vorstellen, dass dieser Abend noch großartig Spaß inne Backen bekommen könnte.

DOCH WEIT GEFEHLT! Beim ersten Ton von HATEBREED waren plötzlich ALLE im Saal und schufen ein Mords-Szenario. Circle-Pits, Stagediver – ein einziges hochvitales Gewirbel von Körpern, Köppen und hochgereckten Fäusten. HATEBREED waren aber auch unwiderstehlich –wer zu Riffs wie bei „Doomsayer“, „Perseverance“ oder „Straight To Your Face“ nicht den Drang verspürt, abzumoschen, der wird wohl sonst nur Radio hören oder den Kopp im Arsch spazieren führen. Am Anfang war der Sound wirklich noch grottenschlecht, es brummte beschissen, doch danach bekam es der Mixer ENDLICH in den Griff (oder irgendjemand hatte der tauben Nuss am Pult ’ne Pulle übern Kopf gezogen und ’nen Profi rangelassen) und nach dem ersten Drittel wurden die klanglichen Verhältnisse gar brillant. Als HATEBREED „Facing What Consumes You“ brachten, konnte ich nur noch staunen: Zu BRUTAL um wahr zu sein war das! Dieser Song steigerte sich in Druckwellen der Aggression, die selbst SLAYER selten so krass übermitteln. Überhaupt ein passender Vergleich: Als würden SLAYER Hardcore spielen, und dann noch ab und an wat BOLT THROWER in den Mix streuen. Nur die Texte sind mir oft zu unkonkret bei HATEBREED. Ich mein, wenn man "Smash Your Enemies" oder "Burn The Lies" gröhlt, ohne die betreffenden Feinde bzw. Lügen genauer zu benennen, dann bleibt man doch sehr schwammig. Solche Phrasen könnte theoretisch auch ein Nazi-Arsch brüllen. Da hängt mein Herz doch mehr am Anarcho-Punk oder überhaupt an den deutlicheren Inhalten der "klassischen" Hardcore/Punk-Bands, aber mit Punk hat das hier eben auch nichts mehr zu tun. Andere Texte treffen dann wieder den Nagel auf den Kopf: "How can I change tomorrow if I can't change today. This is now. If I control myself I control my destiny". Ist halt eher so die "krieg deinen Arsch hoch!"-Schiene. Die wurde aber von Jamey Jasta gänzlich undogmatisch vertreten – entspannt lächelnd sprang der Kerl auf der Bühne rum und ließ keine Möglichkeit aus, das Publikum anzufeuern. Erstaunlich, wie sehr er und eigentlich die gesamte Band jeden Augenblick zu genießen schienen, obwohl die fast 300 Gigs im Jahr abreißen! Dass kann man echt nur respektieren, zumal der Sänger noch ein Label betreibt, eine MTV-Sendung moderiert und Familie hat... Jedenfalls wurde ein Kracher nach dem anderen reingehauen und ca. 80 Minuten gespielt, was fast jeden Wunsch erfüllte, denn die drei bisherigen Scheiben sind im Schnitt jeweils 30 Minuten lang. Fast, denn "You're Never Alone" fehlte dann doch. Dafür beendete "I Will Be Heard" das gelungene Konz, an dessen Power und Intensität in diesem Bereich nur noch SICK OF IT ALL rankommen.
- Beitrag von: Philipp

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