PENTAGRAM, TROUBLE, THE DEVIL’S BLOOD, SYRACH / 02.10.09 – Hamburg, Markthalle

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Nachdem man kürzlich in Wacken dem Europa-Debut der chilenischen Death/Thrash-Kapelle PENTAGRAM beiwohnen durfte, kamen nun die kauzigen US-Ur-Doomer selbigen Namens zum ersten Mal nach Europa/Deutschland (gegründet hatten sich die Amis bereits 1971!). Dass dieses Konz lohnenswert sein könnte, war ein naheliegender Gedanke, dass man jedoch eine derart… ungewöhnliche Bühnenpräsenz erleben würde, hatten wir nicht erwartet…

Aber der Reihe nach, mit TROUBLE und den satanistischen Siebzigerpsychorockern THE DEVIL’S BLOOD versprach der Abend bunt zu werden.

Fotos netterweise von DANIEL HORLBOGEN, http://www.myspace.com/metalpix_dhbg

Bobby Liebling...

Erfreulicherweise war das Interesse dann auch so groß, dass man die große Markthalle nutzen konnte statt des ursprünglich geplanten Marx‘.

Gar nicht auf dem Zettel hatte ich den Umstand, dass sogar eine vierte Band geplant war: SYRACH aus Norwegen. Deren ‘97er Album „Silent Seas“ hatte irgendwann den Weg in meine Sammlung gefunden, ich wusste aber nicht, dass die Band noch existiert. Ihren Doom/Death haben die Jungs mittlerweile mit einer Schippe Rock’n’Roll aufgepeppt, was sie leider etwas austauschbarer klingen lässt. Denn wie rockige ENTOMBED lärmen ja nu nicht wenige Kapellen. Schlecht war dat nicht, aber gerade im Vergleich zum restlichen Programm im Nachhinein unspektakulär.

Nun also THE DEVIL’S BLOOD, deren erster Longplayer „The Time Of No Time Evermore“ leider gerade erst heute bei mir eingetrudelt war. Am Merchstand hatte deren Ein-Mann-Label Van-Records geilerweise noch die erste 7“ „The Graveyard Shuffle“ und die 12“ „I’ll Be Your Ghost“ parat. Ich verhaftete natürlich gleich die 7“, die wenig später auch ausverkauft war, musste dann aber wie der letzte Nerd den ganzen Abend mit einer Single in den Pranken herumrennen. Bald sollte es denn aber auch losgehen: Auf der Bühne herrschte zunächst nahezu Dunkelheit, mehrere Kerzenständer dienten als einzige Lichtquelle. Dann rote Spots: Mit Tierblut besudelt kamen die sechs Niederländer auf die Bühne. Drei Gitarren – das funktioniert hier vor allem deshalb, weil man relativ clean spielt, bei Bands mit größerer Verzerrung ist sowas sinnlos, weil man schlicht höchstens zwei Klampfen hört. So aber konnte man dem exquisiten Spiel gut folgen, Referenzen zu RUSH, IRON MAIDEN, HAWKWIND oder MERCYFUL FATE kamen mir in den Sinn. Dazu der klagende Gesang von „The Mouth“ Farida, übrigens die Schwester des Bandkopfes SL (Ex-POWERVICE). Es gab während des gesamten Auftritts gar keine Ansage, was der mystischen Aura sehr zu Gute kam – jegliche Erklärungen über die "anti-kosmische Natur" ihrer Texte wären albern gewesen, noch abträglicher wären gar Animationen im Stile „weltlicher“ Rockstars gewesen. Gänsehaut erzeugten „The Time Of No Time Evermore“, „The Heavens Cry Out For The Devil’s Blood“ (erweitert durch Jam-Passagen) und „I’ll Be Your Ghost”, die Band schien sehr konzentriert und motiviert. Ich fand es klasse, viele waren ebenso begeistert, es gab aber auch Leute, die entweder mit der Optik, den Inhalten oder der Musik/Stimme gar nicht klarkamen. Für mich haben THE DEVIL’S BLOOD den Begriff „Hardrock“ neu positiv besetzt, nachdem ich ihn lange negativ, als Synonym für Cock Rock Bullshit gesehen habe.  

TROUBLE

TROUBLE wirken mit Kory Clarke am Mikro wieder wesentlich dynamischer, auch wenn Eric Wagners Gesang einfach ein Identifikationsmerkmal war. Dennoch: Auch des WARRIOR SOUL-Fronters Stimme passt durchaus zur Band, sie wirkt zunächst nur ungewohnt. Wie in Wacken zeigte sich, dass Clarkes Organ mittlerweile rauer und versoffener klingt. Man wähnte auf dem W.O.A., dass er vielleicht heiser war, doch heute klang er genau so räudig. Dabei aber nicht schwach auf der Brust, der Typ gab alles und schrie die Lyrics energisch heraus. Dazu wirbelte er über die Bühne wie ein junger David Coverdale – für meinen Geschmack schon zu viel Posen, die mit der düsteren Mucke von TROUBLE nicht unbedingt harmonieren. Aber dafür entschädigten die herrlichen Gitarren von Bruce Franklin und Rick Wartell, für die der Begriff „heavy“ wohl erfunden wurde. Die Playlist war genial – „Psychotic Reaction“, „At The End Of My Daze“, „Come Touch The Sky“, „The Tempter“, „Assassin“ – boah, da musste ich unweigerlich an vergangene Shows der Band denken, z.B. vor JAHREN auf dem Dynamo bei strömendem Regen. Geil aber auch wieder der Song „Hunters Of Doom“, der Erwartungen aufs kommende Album weckte. Der Mob brüllte die Band nach ihrem Abgang zurück auf die Bühne, es gab als Ergänzung noch „R.I.P.“, wenn ich mich recht entsinne.

PENTAGRAM

Also, in über 25 Jahren Konzerterlebnisse hab ich ja schon Manches gesehen – aber der PENTAGRAM-Auftritt muss in Sachen Kauzigkeit GANZ weit oben angesiedelt werden. Ein ähnliches Aha-Erlebnis hatte sich bei mir eingestellt, als ich zum ersten Mal ST. VITUS gesehen hatte. Sänger und Gründer Bobby Liebling betrat als letzter der Band die Bühne – und schon der Anblick war zu krass: Spindeldürr, über dem nackten Oberkörper ein Jäckchen, 20-cm-Absätze, wirr abstehende weiße Haare, Physiognomie zwischen Albert Einstein (die Augen!), Salvatore Dali und Frank Zappa – unbeschreiblich (auch wenn ich das gerade versuche…). Dazu ging der Typ manisch ab – vollführte obszöne Gesten, stolzierte über die Bühne – schien jeden Moment zu genießen (was sich in absolut unverständlichen Ansagen manifestierte – war des eigentlich Englisch?). Und  – wer hätte das erwartet – das recht zahlreich vertretene Publikum jubelte und juchzte vor Begeisterung. Quer durch die Historie ging es, durch alle sechs Alben und Doom-Perlen wie „Review Your Choices“ oder „20 Buck Spin“. Purer Doom quoll zeitlupenhaft aus den Boxen, und wenn man sich nicht gerade am Anblick Lieblings erfreute, MUSSTE man einfach die Rübe schütteln. Wenn man sich vor Augen führt, dass dieser Freak PENTAGRAM seit fast 40 Jahren durchzieht und das ohne nennenswerte kommerzielle Erfolge, dann kann man den Knaller doch nur lieben. Vergeblich forderten viele "Be Forewarned", aber bei der Menge an Songs war natürlich nicht jede/r zufriedenzustellen.

Das war mal ein Konz, welches unterstrich, dass es abseits vom Plastik-Mainstream immer noch besessene Verrückte gibt, die ihr eigenes Ding durchziehen. Hoffentlich lassen sich PENTAGRAM irgendwann nochmal blicken!

Kommentare   

0 #1 Philipp Wolter 2009-10-04 00:59
Paar Pics ergänzt, zwar aus Essen, aber von derselben Tour. Cheers an DANIEL HORLBOGEN, http://www.myspace.com/metalpix_dhbg.
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