FINNTROLL, ENSIFERUM, THE WAKE / 21.04.04 - Hamburg, Markthalle

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Trolle über Hamburch! Mann, hatte ich da Bock drauf und im Nachhinein war's denn auch eins der genialsten Konzerte seit langem.
Doch erst mal galt es nach HH zu kommen. Auf der Kielowatt-Seite wurde ich im übrigens recht lebendigem Forum fündig und verabredete mich auf dem Kieler Bahnhof. Dat Schleswig-Holstein-Ticket war mal wieder günstigstes Mittel zum Zweck. Auf dem Bahnhof traf ich zwei Minuten später als zur anvisierten Zeit ("gegen 18:10 Uhr") ein. Hm, kein H.O.A.-Rick zu sehen. Und in ein paar Minuten sollte ein Zug fahren? Ob ich warten sollte oder einfach reinspringen und darauf hoffen, dass schon jemand drinsitzt? Ich entschied mich für Letzteres, doch im ganzen Zug schien kein Metalhead rumzulungern. Als ich schon irgendwelche Leute anhauen wollte, ob sie ein S-H-Ticket haben, sah ich den pizzafressenden Rick. Natürlich im absolut VORDERSTEN Abteil des Zuges ("dann brauch ich in HH nicht so weit laufen")! Nach der kurzweiligen Fahrt trafen wir dann gleich in HH auch auf weitere Kieler Fraktionen und der Rückfahrplatz war auch gesichert. Da konnte man sich doch gleich entspannen, denn die letzte Bahn fährt immer kurz nach 12 und da verpasst man u.U. die letzten Songs. Überraschenderweise war das Konz aus dem Marx in die große Markthalle verlegt worden! Ich dachte schon, dass die dann viel zu groß für dieses Billing wäre, aber was hatte ich mich getäuscht. Es wurde stetig voller und spätestens bei ENSIFERUM war die Markthalle mit ca. 800 Leuten gut gefüllt. Nicht megavoll, aber genau richtig und in Hinsicht auf die ursprüngliche Planung geradezu triumphal für FINNTROLL!
Die erste Band hieß THE WAKE. Die waren mir bis jetzt nicht bekannt. Ich tippe mal auf Schweden, denn die Mucke erinnerte stark an IN FLAMES. Allerdings wie IN FLAMES auf Valium und so gar nicht mitreißend präsentiert. Die Stimmung war immerhin wohlwollend, aber letztendlich warteten alle auf die beiden anderen Bands.

ENSIFERUM waren natürlich die perfekte Begleitband für FINNTROLL, verbinden sie doch auch Metal mit Folklore. Allerdings ist der Humppa-Beat bei ENSIFERUM nicht so stark vertreten, ist die Basis insgesamt auch eher melodischer Death Metal als Black Metal. Wie sagte Rick: "Als wenn man BLIND GUARDIANs 'Bard Song' in einer Death Metal-Version spielt". Ja, gar nicht schlecht gesagt. Im Vergleich zu FINNTROLL also schon traditioneller, nicht so wild. Aber auch sehr intensiv und livetauglich, das wurde in der Markthalle klar. Täuschte ich mich, oder hatte man den Sänger ein paar Monate zuvor noch bei NORTHER schmettern sehen? Ach, sehen doch alle gleich aus diese Skandinavier... Jedenfalls stand die Halle bereits bei ENSIFERUM Kopf. Einige bewerteten deren Gig sogar als den Höhepunkt des Abends. Soweit gehe ich nicht, aber geil war's auf jeden Fall. Sehr tight gespielt, gerade der Drummer wuchtete wat Doublebass durch die P.A. Öde allerdings die Klischee-Ansagen a la "Are you tired?" oder "Do you want some more?", doch dafür wurden amtlich die Matten geschüttelt und Klasse-Riffs geschreddert. Schön auch der klare Background-Gesang, der dieses "Nordmann-steht-auf-Gletscher-und-schmettert-mit-anheimelnder-Stimme-in-die-klare-Nacht"-Feeling beschwor, ihr wisst schon.

So, nachdem mir ein Skinhead Geschichten seines schwulen Hooligan-Kollegen und dessen Probleme in der Hool-Szene erzählt hatte (und mir dabei das eine oder andere Bier ausgab..), ging es endlich los. "LET`S SEE SOME FUCKING HUMPPA ACTION!" verkündete der neue Sänger Wilksa. Und Mann – gab`s dann einen auf die Mütze. BLACK METAL KANN PURE LEBENSFREUDE SEIN! Leck mich am Arsch, wer bei FINNTROLL nicht gute Laune kriegt, den möchte ich gar nicht kennen lernen...Die volle Packung Humppa-Beats, trollisches Geschreie (immer wieder durch "Hey hey" Rufe aufgepeppt), astreine folkloristische Melodien – da wütete der Mob mit Schaum vorm Mund. Ich liebe es, wenn Bands exotisch klingen, dabei aber 100% Metal bleiben. Und so isses bei FINNTROLL – da können Maultrommel, Akkordeon oder Bläser erklingen – es bleibt immer Metal. Eine Verbindung von Metal und Tanzmusik, gewiss, aber headbangen, durchdrehen und diven kann man dazu exzellent. Die Band hat also die Schicksalsschläge – den Tod ihres Klampfers Somnium und den krankheitsbedingten Ausstieg von Sänger Katla – nicht nur verkraftet, sondern offenbar eine "Jetzt erst recht"-Attitüde entwickelt. Der neue Sänger Wilska sieht auch voll trollisch aus und singt eigentlich genauso wie sein Vorgänger. Es entwickelte sich eine sehr partymäßige Atmosphäre, wobei die Musik bei allem Spaß auch heidnischer und anarchistischer wirkte als viele pure Black Metal-Bands. Wahnsinn, wie FINNTROLL mal den totalen Gassenhauer bringen ("Trollhammaren"), mal mit epischen Melodien ("Nattfödd") ebenso Gänsehaut erzeugen. Eine sehr überzeugende Vorstellung, FINNTROLL sind jetzt endgültig in meine All Time Faves-Liste aufgestiegen. Wer die Band noch nicht gesehen hat, sollte das nachholen und sich mal ordentlich vom Troll durchhämmern lassen. Das tut gut, das sach ich euch. THIS is Metal Anarchy!

- Beitrag von: Philipp

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