COLERA, MOTORHÄTE, VERRANZT / 05.03.04 - Flensburg, Kühlhaus

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COLERA (S. P./Brasilien) / MOTORHÄTE (DK) / VERRANZT (HUSUM) 05.03.04 Flensburg/Kühlhaus

Ja ich habe sehr sehr lange auf diesen Abend gewartet, ihm gar seit Monaten entgegengefiebert und nun war es endlich soweit, einer meiner ALL TIME FAVES aus Süd-Amerika Live hier in Europa. YEAH!!! COLERA bestritten zwar schon in den 80ern zwei erfolgreiche Europa Tourneen, aber leider waren die einzigen Lieder die ich damals noch als Jungpionier während des Appells hinter dem „Antifaschistischen Schutzwall“ hörte und mitschmetterten konnte „kleine weiße Friedenstaube“ oder auch „Soldaten sind vorbei marschiert“ und eben nicht solche Hymnen wie „Passeata“, „Sarjeta“,„Violar suas leis“, „Pe la Paz“ und und und.
So, Kiel 20:00 Uhr, Arbeit aus und auf geht’s, sollte es jedenfalls. Ein wenig enttäuscht aufgrund der wenigen Resonanz (die meisten Hamburger und Kieler konnten o. wollten nicht) wollte ich wenigstens Kalle bis 21:00 die Chance geben noch mitzufahren. Doch 21:30 war dann leider zu spät(sorry) und so packte ich zum einstimmen die Colera - Ataque Frontal und Olho Seco/Leusemia Tapes ein und fuhr alleine ( ohhhhh) los.

Ratzfatz in Flensburg angekommen, anner Tanke 2 Bierchen geholt, Weg erklären lassen und kurz nach zehn am Kühlhaus aufgeschlagen. Denn fairen Preis von 5 Euro gelöhnt (wer später kommt zahlt 6,-) und hinein ins langersehnte Vergnügen. Doch irgendwie schien die masche wer später kommt zahlt weniger nicht wirklich zu ziehen, denn der Laden war mit ca. 20 Leutchen erschreckend leergefegt. Dies änderte sich zwar im Laufe der Zeit noch geringfügig aber mehr als 50 Leute(inkl. der 5 älteren Oberlippenbärte, welche sich mit dem Schlagwort „Ordnungsamt“ um den Eintrittspreis drückten und im Keller verschwanden) waren es wohl nicht.

Ok 3 Radler ( ??? Jaaaa Radler! Muß schließlich noch Autofahren) später legten dann auch schon die Kids von „Verranzt“ aus Husum mit ihrem 2 Live-Auftritt los. MHHMM???!!! Es ist wirklich nicht leicht so etwas objektiv und gerecht zu beurteilen. Freut man sich einerseits über jede neue junge Truppe , die mit ungebrochen Eifer und jugendlichen Elan der schönsten Sache der Welt „DEM PUNKROCK“ huldigen, so wird dann doch auch leider etwas zu oft der Gedulds- und Toleranzfaden mit penetrant anhaltenden Ufta Uftatata und Reim Dich oder Tod Versen überstrapaziert. Ok. und „Verranzt“ ? Diese 4 sympatischen noch schüchternen und schätzungsweise 16jährigen Jungs stecke ich jetzt nach kurzen hin her in meine „DA GEHT NOCH EINIGES-Schublade“. So Schublade zu und fertig ist das Meinungsbild. Nee ehrlich, sieht&hört man über den streckenweise sehr dünnen und flachen Sound und Gesang hinweg bzw. lässt sich von diesem nicht abschrecken und hört noch einmal genauer hin so erkennt man doch, nur noch von ein wenig Schüchternheit gebremste, durchaus schöne verspielte, herrlich schrammlige, melodische, charmante und ungeschliffene Punkrock-Perlen. Welche mich teilweise an ganz ganz frühe WIZO, Wohlstandskinder, Schrottgrenze Demos bzw. Erst-Veröffentlichungen erinnerte. Besonders haften geblieben (ja wahrhaftig ich erinnere mich noch daran) ist das Stück „Urzeitalter“(Nein kein SK o. KVD Cover) und das Instrumental mit der Trompete(!!!), welches zum Schluss noch einmal gespielt wurde. Denke die Jungs können mit ihrem 2ten Gig durchaus zufrieden sein, schließlich gab es doch nach jedem Song brav ernstgemeinten lautstarken Beifall. Am Ball bleiben, Lohnt sich!

So und nun andere Liga, anderer Sport(?!) MOTORHÄTE (allein der Name gewinnt schon) aus dem Königreich Danmark, welche einem von der ersten Sekunde an die volle Breitseite an politischen Anarcho Crust HC-Punk Marke Tragedy in die Fresse knallten. Es war als habe man komplett die Location oder aber mind. die Anlage gewechselt. Was für ein Knaller-Sound! Der charismatische Sänger ein zugehackter, nietenbestückter, grinzender Giftzwerg sprang und hüpfte die ganze Zeit auf und vor der Bühne herum und sorgte zusammen mit seinen Kollegen für glänzende Stimmung. In der sich dann auch einige zum Tanzen(?) , extrem Kopfschüttel und mind. aber fast alle zu einem fetten Grinzen animieren ließen. Großartig!!! Durch die Akzent freien Ansprachen zwischen denn Songs erfuhr man einiges von ihrem Texten welche sich unter anderen gegen die sexuelle Unterdrückung in einer Hetero dominierten Gesellschaft und Unterdrückung im allgemeinen ging . Ein Song hieß, wenn ich es richtig verstanden habe sinngemäß „Monogamie ist Tyranei“. HHMMM???!!! Interessant sind die Texte allemal, sollte man sich vielleicht mal etwas mehr mit beschäftigen wenn man denn mal die Möglichkeit dazu hat. Also MOTORHÄTE sind auf alle Fälle mehr als nur ein Tip und man sollte jede Chance nutzen sie sich anzusehen oder aber mind. als Konserve anzuhören, nicht nur wenn man auf den genialen Minniapolis/St.Pauls ypischen Anarcho-Hardcore steht.

Mittlerweile auf Cola um gestiegen und nicht nur vom Coffein gepuscht fieberte ich nun dem absoluten Highlight entgegen. COLERA aus der Großstadt-Hölle von Sao Paulo!!! Ja wie gesagt sie gehören schon seit 1993, als ich das erstenmal eines der genialen Hardcore-History Tapes in die Finger bekam zu meinen absoluten ALL TIME FAVES. Immer schön bratzig, dreckig, schnell aber kein sinnloses Geholze, kämpferisch, engagiert und durch denn portugiesischen Gesang mit denn vielen AHHHHAAAHS und OHHHHOHHHS unverwechselbar charmant und fazienierend. Also da standen sie nun endlich auf der Bühne die drei alten Herren aus Brasilien optisch irgendwie typisch für alte Süd Amerika Punk-Rocker (gilt auch für alte Ost-PunkRocker) immer etwas daneben, Schneetarnhose in die Kampfstiefel gesteckt und ärmelloses Shirt bzw. am Schlagzeug Radlerhose! So kommt man im schicken Süd-Deutschen Raum in keinen angesagten PunkRockladen, da wo Chucks mit Flammen, bekloppte Trucker Mützen und farbenprächtige Tattoos mehr zählen also die richtige Einstellung. Egal da sind wir ja auch nicht, sondern bei DREckiger Musik FUEr STInkende Asis! Und zwar die mit dem Herz am richtigen Fleck! Jetzt geht’s los! Ein Hit jagte denn nächsten und das von Anfang bis zum Schluß! Alle aber auch wirklich alle meiner herbeigesehnten Knaller wurden gespielt und auch die neuen Songs wussten durchaus zu begeistern. Fettestes Dauergrinzen und Gänsehaut war angesagt! Die Herren welche schon seit 1979!!! auf der Bühne stehen legten eine derartige Spielfreude an den Tag , es war einfach unglaublich und das vor einer so spärlichen Kulisse. Aber die wenigen Konzertbesucher und die 3-4 DIE HARD-Fans hatten trotzdem sichtlich ihren vollen Spass und es wurde fast durchweg mal mehr mal weniger mitgetanzt. Und vor allem auch von einigen stets lautstark mit gesungen(wenn man es denn so nennen mag).HAMMER!!! Für mich neben OLHO SECO 1998 o. 1999 live im o­nkel Otto (NADA NADA NADA, Iste Olho Seco Seco Seco!!! Welches auch diesen Abend mehrmals lautstark skandiert wurde) und The Kids Live in Köln 1999(?) eines der denkwürdigern Erlebnisse, vom nostalgischen Standpunkt her gesehen in meinem ca. 14 jährigen PunkRock Leben.

Heute Abend noch einmal mit Harum Scrarum und Eskapado in Hamburg.

Ja viel zu schnell war es dann auch leider vorbei. Da nun neben dem „Platten Verbrenner von Peine 2003 einem Herrn aus Husum auch noch ein paar weitere vom Gesicht zumindest her bekannte Leute aus Kiel nach Flensburg fanden fuhr man wenigstens nicht alleine zurück und kamm ich so sicher, glücklich und zufrieden gegen 3 Uhr Nachts wieder in Kiel an.

Dank und Infos: http://www.no-pasaran.org/ (alerta antifascista konzerte) - Beitrag von: fab

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