DEATH FEAST OPEN AIR – 11.06.-13.06.09, Hünxe, Schwarze Heide

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Donnerstag, 11.06.09

Drei Tage lang tobte jüngst erneut Gevatter Tod durch die Schwarze Heide. Wie schon in den zwei Jahren zuvor lud uns der Sensenmann ein, an seinem Fest teilzuhaben. Und er hat sich wieder allergrößte Mühe gegeben: eine handverlesene Auswahl an Musikern und netten Besuchern, Imbiss- und Getränkebuden sowie das idyllischste Gelände, welches man sich vorstellen mag.

 Eingebettet in saftigst grüne Natur findet sich das Festivalgelände in der Nähe eines kleinen Flughafens und bäuerlicher Betriebsamkeit. An jedem Morgen wird man von muhenden Kühen geweckt, die gerade ihrer Milch verlustig gingen bzw. vom feinen Geruch der Hinterlassenschaften eines solchen Haustieres. Tja, nicht nur Kaffeeduft macht munter … Letztgenannte Tatsachen sorgen auch für einige entsetzte Ausrufe während des Zeltaufbaus, ist doch unser neues Zuhause übersät von frischesten Fladen. Brot war’s aber leider nicht …

Dennoch ist ein gutes Gefühl wieder hier zu sein. Mein Zelt steht fast genau auf der Ecke, wo es auch schon letztes Jahr aufgebaut war. Und nicht nur das: auch Zeltnachbarn von vor einem Jahr finden sich justament im selben Gebiet ein. Sehr erfreulich! Dann kann ja nichts mehr schief gehen – naja, fast. Das, was schief gehen konnte, ist auch schief gegangen. Ich spreche hier von der Ankunft und dem Erwerb der Eintrittsbändchen. Letzteres ging wirklich im Schneckentempo vonstatten. Nachdem das Auto irgendwo am Feldrand stehen gelassen werden musste, ging’s fünf Minuten zu Fuß zum Kassenhäuschen. Dort sollte man sich das Bändsel holen, wieder zurück zum Auto gehen, um dann damit zum Campinggelände zu fahren. So weit so gut, das war letztes Jahr auch schon so, nur das es damals wesentlich schneller ging. In diesem Jahr sind wesentlich mehr Leute da, aber an der Kasse sitzen grademal zwei Leute, die den Ansturm bewältigen sollen. Laut Aussage von Leuten, die es geschafft haben ein Band zu bekommen, dauert es nicht weniger als zwei(!) Stunden, um an das wichtige Gut zu kommen. Oh Mann, es ist jetzt 16:30 Uhr, die ersten Bands spielen schon und auch das Zelt muss noch aufgebaut werden. Stimmung = Nullpunkt!!!! Aber Gott (Satan, Allah oder Mainzelmännchen …) sei Dank: unsere kleine Kieler Abordnung trifft auf weitere Kieler, die schon fast am Ziel sind! Freundlicherweise werden wir integriert und unsere Wartezeit verkürzt sich beträchtlich. Wat sind wir froh! (Ganz viel Dank geht an dieser Stelle an unsere netten Mitkieler und die Leute hinter uns, die nicht gemurrt haben!)

Also schnellstens aufs Campinggelände und Zelte aufbauen, denn es drohen dunkle, prall gefüllte Regenwolken von oben. Dummerweise erwischt uns das Schauer noch während des Aufbaus und nicht nur ich werde kräftig geduscht. Das soll sich später noch bemerkbar machen … Doch zuerst wird auf die soweit geglückte Ankunft (die olle A1 ist eine einzige Baustelle) angestoßen, ein bisschen über das Wetter geflucht und diverse Geschäfte verrichtet bevor es endlich, endlich zum Festivalgelände geht.

Wie ärgerlich: wir haben schon etliche Bands verpasst, darunter die Hamburger SUFFERAGE und die Symphonic Deather FLESHGOD APOCALYPSE. MAN MUST DIE und die Russen von KATALEPSY hören wir sehr deutlich während des Zeltaufbaus, weil der Wind günstig steht. Das klingt alles schon mal sehr gut und es ist schade, dass nur der akustische Eindruck bleibt. Am Ende sind für heute noch vier Bands übrig – und auch die Sonne lässt sich noch mal blicken.

Nachdem ich mich auf dem Gelände umgesehen (zwei Lichttraversen auf der Bühne bilden ein riesiges umgedrehtes Kreuz) und einige Bekannte begrüßt habe und mir noch was zwischen die Kiemen haue (die Pommes sind frisch und heiß), hauen PURGATORY auf den Putz. Ihr Old-School-Death-Metal zieht etliche Leute vor die Bühne und kann generell überzeugen. Die Deutschen deibeln schon seit Anfang der Neunziger über die Bühnen und Plattenteller und das, was man heute zu hören bekommt, zeugt schon von einer Menge Erfahrung. Klingt ordentlich fett und hat alles, was `ne ordentlich Alte-Schule-Kelle ausmacht inkl. einiger Vader-Anleihen.

PUTRID PILE entpuppt sich als „Ein-Mann-Death-Metal-Band“. Shaun LaCanne steht allein mit seiner Gitarre und einem Drumcomputer auf der großen Bühne. Ers’ma’: Respekt, Alter! So ganz allein aufzutreten ist sicher nicht jedermanns Sache. Aber Shaun is’ das egal. Seine Mischung aus Old School, derben Slamparts und neueren Einflüssen rockt doch ganz gewaltig. Allerdings muss man Drumcomputer mögen. Der klingt ab und an doch arg bescheiden. Aber sei`s drum: die Riffs und Chords sitzen und erinnern mal an Dying Fetus, mal an Disgorge oder an Lividity. Tiefe gutturale Brüller oder derbes Geschreie krönen das Ganze. Die Menge liebt PUTRID FILE – der Circle Pit nimmt beträchtliche Ausmaße an. Die „Zugabe“ – Rufe klingen schon beinah verzweifelt.  Shaun genießt seinen Auftritt sichtlich und bedankt sich ständig und bei allem und jedem. Guter Auftritt!

Mist! Mittlerweile hat sich die Sonne komplett verpisst und ich merke, dass meine Klamotten doch nasser sind, als ich dachte. Die Temperaturen sind auch am sinken und ich hoffe, dass es nicht noch kälter wird, denn eigentlich wollte ich nicht noch mal zum Zelt. Egal, durch da; passt schon!

 

Jetzt sollten ja VITAL REMAINS zocken. Sollten. Nur hat es (mal wieder) nicht geklappt. Die Band wurde kurzerhand vom Billing gekickt, nachdem mit ihr keinerlei Zusammenarbeit und Kommunikation zustande kam. Ziemlich unzuverlässig, die Jungs. Hätte sie gern gesehen, aber wer weiß – wenn schon im Vorfeld solche Probleme auftreten, kann ein Auftritt selbst wohl auch nicht so besonders sein.

 

Da lob ich mir dann doch die alten Helden von ENTOMBED. Auf die ist immer Verlass. Da weiß ich, was ich kriege. Old School ohne Ende nämlich! Und so soll es denn auch sein: Lars Göran und seine Mannen donnern sich bravourös durch ihr Set, dass zum Großteil nur aus Material der ersten drei Alben besteht. Das Programm heute dürfte sich mit dem letztjährlichen Auftritt beim With Full Force decken: „Crawl“, „Stranger Aeons“, „Revel in Flesh“, „Demon“ sowie „Chief Rebel Angel“, „When In Sodom“ und „Serpent Saints“ als jüngere Werke. Den Abschluss bildet das viel bejubelte „Left Hand Path“. Die Schweden wirken agil und gutgelaunt, wobei besonders Fronter L.G. Petrov ordentlich abgeht. Seine charmanten Ansagen („Alles gut?“, „Geile deutsche Headbanger!“ oder „Liebe Damen und Headbanger!“) ziehen mir immer ein Grinsen auf’s Gesicht. Wat ‘n charmanten Fucker, hehe! Der Sound ist zwar ok, aber irgendwie hat er doch wat mumpfiges. Ich mein’, das geht bestimmt besser. Mit `ner zweiten Gitarre vielleicht? Ich bin aber dennoch zufrieden und freue mich auf’s nächste Mal!

 

„Murder Metal“ steht als nächstes auf’m Stundenplan: MACABRE lassen bitten! Die Amis zotteln nun auch schon mehr als zwanzig Jahre durch die mörderische Weltgeschichte. Ihre, teils legendären, Mordsstücke haben ihnen ein treues Publikum eingebracht. Das steht auch heute Abend erwartungsvoll vor der Bühne. Auch ich verspreche mir so einiges von der Show, aber – um das  schon mal vorwegzunehmen – so richtig toll isses dann nicht. Gut, MACABRE machen generell nichts anders als sonst; vor jedem Songs gibt’s `ne Story als Einleitung inkl. düster-schauriger Samples. Aber die Band kommt einfach nicht in die Gänge. Dauernd muss was an den Monitorboxen geregelt werden und dauernd erzählt Fronter Corporate Death, dass die Band wenig Zeit hat und man so viele Stücke spielen will, wie man schafft. Das wird irgendwann anstrengend. Nach ein paar Songs habe ich keine Lust mehr und kehre der Bühne den Rücken. Lieber noch’n Absacker am Zelt – morgen ist auch noch ein Tag …   

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