MITHRIL, FROSCHGOTT, CROSSED BONES / 07.02.04 - Kiel, Räucherei

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Philipp: Die Idee, drei Kieler Bands unter dem Motto Live-Tribute Cover-Huldigungen zocken zu lassen, klang nicht nur auf dem Papier gut: So voll hab ich die Räucherei jedenfalls selten gesehen und was doch überraschte: Keine der Bands setzte sich mit ihrem Programm in die Nesseln! Immerhin hatte man sich Songs von METALLICA (MITHRIL), IRON MAIDEN (FROSCHGOTT) und LIFE OF AGONY (CROSSED BONES) auf die Playlist geschrieben!

Matt: Tatsächlich war die Bandauswahl sehr geeignet, um verlorengegangenen oder in letzter Zeit vernachlässigten Idols zu huldigen. Plötzlich kam die Erinnerung auf, dass METALLICA ja auch mal sehr geniale Scheiben fabriziert hatten oder dass es mal eine Zeitlang eigentlich kein Wochenende ohne mindestens fünfmal das "Live after Death"-Livevideo von MAIDEN zu gucken gab... Dass die ganze Aktion zugleich als Teaser für drei lokale Bands diente, kann man dabei nur verstärkt begrüßen!


Philipp: Großes Hallo erst mal vor und in der ollen Räucherei. So einige Metalheads, die man schon seit längerem hinter ihrem heimatlichen Ofen verschimmelt glaubte, waren gekommen und lutschten an ihren Humpen. Man kann nur hoffen, dass die drei Bands beim nächsten Mal auch mit ihrem eigenen Zeug volle Hütte haben, aber viele Nasen brauchen wohl bekannte Namen als Aufhänger (und sei es nur, dass diese gecovert werden). Für einen abgebrannten Kollegen schmissen wir dann erst mal zusammen, denn der hatte nur noch einen Euro am Start. Mit „bring your own“-Bierphilosophen hatte man offenbar auch wenig Probleme, denn mein prallvoller Jutesack schien niemanden zu stören. Der Macker am Eingang fragte zwar seinen schweren Scheff, wie er mit mitgebrachten Bier zu verfahren habe, aber dessen Antwort („die Hälfte abnehmen, der Rest darf rein!“) und meine Entgegnung („Gut! Ich hab heut nur die Hälfte mit!“) verwirrten ihn doch so sehr, dass ich ungerupft reinschlüpfen konnte.


CROSSED BONES hießen früher SCARS & STRIPES, widmeten sich heute aber wie gesagt vor allem Material von LIFE OF AGONY. Ihr Gig ließ mich eher noch kalt, was aber weniger der Band angelastet werden kann als der Tatsache, dass ich mit LIFE OF AGONY noch nie groß wat anfangen konnte. Ich kenn auch nur die erste Platte und davon gab es auch ein paar Songs. Recht gut der Sänger, der nach ein, zwei Songs Anlaufphase sein Organ doch ziemlich Keith Caputo-ähnlich einzusetzen vermochte. Aber überhaupt wurde dat Material in Sachen Tempo und Arrangements ziemlich originalgetreu dargeboten – soweit ich die Songs kannte. Kollege Matt kann vielleicht mehr dazu sagen.


Matt: Nachdem ein Bandraumkollege von CROSSED BONES bereits die Sangeskünste von CROSSED BONES Sänger Carlo lobte, waren die Erwartungen natürlich enorm hochgesteckt. Keith Caputo zu covern ist für einen Sänger sicherlich eine enorme Herausforderung, ist dessen Organ doch ziemlich prägnant... Ein paar Stücke brauchte der Gute dann auch um sich zurechtzufinden, macht dann aber seine Sache sehr ordentlich. Die LIFE OF AGONY-Stücke waren dann bunt gemischt von der "River runs red"-Scheibe "This Time" über "Ugly" mit der mitreissenden Mutterherzschnulze "Let's pretend" bis "Soul Searching Sun" mit dem Popcore Klassiker "Weeds" war alles dabei, was Rang und NAmen hatte. Die Scheiben danach kenne ich leider auch nicht... Die eigenen eingesprengen Stücke waren naturgemäß auf schwerem Posten, machten aber neugierig, CROSSED BONES auch Mal "unmasked" zu sehen. Metallisch und hardcoreig ging es da zur Sache. Weiter ging's mit MAIDEN alias FROSCHGOTT - Du hast das Wort, Philipp...


Philipp: FROSCHGOTT dann wie ausgewechselt! Waren frühere Gigs der Band von unsicherem Auftreten und mäßigen Publikumsresonanzen gekennzeichnet, ging es heute von Null in die Vollen. Die Band hatte sich im Vorfeld den Spaß gemacht und ihr Logo mit einem Eddie (Killers-Motiv) versehen („alles eingescannt, ausgedruckt, groß kopiert und per Hand zusammengetackert“ erklärte mir der Shouter später auf dem Pissoir). Völlig brutal das Outfit des Gitarristen rechts: Der hatte doch glatt eine grellbunte Spandexbuxe ausgebuddelt, wirklich hart, in die hätten sich nicht mal POISON in ihren Hochtagen gezwängt. „Und ich dachte, die Dinger wären mit dem Fall der Mauer komplett verschwunden“ rief der schockierte Ex-Ostler Fab aus. Dafür war der Sänger schön in Jeans-Kutte und Nietenarmbändern. Yeah – Denim and leather and rivets! Der Bangermob skandierte schon vor den ersten Tönen “Maiden, Maiden” – FROSCHGOTT durften also im Nachhinein gar nicht danebenlangen – andernfalls wären sie wohl gelyncht worden. Los ging es mit „Ides Of March“, Super-Einstieg mit einem der besten Instrumentale der Metal-Geschichte also, gleich weiter mit „Wrathchild“ und „Killers“ – vintage MAIDEN sozusagen. Nix mit schwächelndem Gesang oder Unsicherheiten – dat hatte herrliches Old School-Flair und machte richtig Spaß. Ein Grund für das überzeugendere Auftreten lag natürlich auch in den Reaktionen der Headbanger. Bisher mussten FROSCHGOTT meist als Opener ran, sahen sich einem nicht aufgewärmten oder erst spärlich erschienenem Publikum gegenüber, heute aber feierte man von Anbeginn Ringelpietz mit Anfassen. Allerdings streuten FROSCHGOTT zwischendurch auch eigene Songs ein, die doch grade im Vergleich zu den MAIDEN-Classics qualitativ abfielen. Aber mit „The Number Of The Beast“ (samt Intro), „The Trooper“ (hier schwang „Bruce“ statt Union Jack ’ne Schleswig-Holstein“-Flagge...), „Running Free“ oder „Fear Of The Dark“ (bei MAIDEN ja immer ein Höhepunkt in Sachen Mitschmetterei seitens des Publikums – so auch hier!) rissen die Jungs das Stimmungsruder immer wieder rechtzeitig rum. Da erhob sich so manche Pommesgabel in die Luft. Drückt man FROSCHGOTT doch gern die Daumen, dass sich durch dat Covern des MAIDENschen Songmaterials auch dat eigene Schaffen strafft.
Zwischendurch hatte ich auch mal wieder den Lokus besucht, traf da mehrere junge Burschen, so 14, 15, die glatt puren Vodka soffen. Von wegen Verführung durch Alcopops – die Jugend ist da offenbar schon ein paar Schritte weiter.


Matt: Dem habe ich nichts hinzuzufügen, ausser, dass es sich meiner biergetrübten Ansicht nach um eine Kielflagge handelte, oder???


Philipp: Aber dann traten MITHRIL an. Die haben sich inzwischen schon eine ordentliche Fanschar erspielt, was man schon daran sah, dass nicht etwa METALLICA-Chöre erschallten, sondern „MITHRIL, MITHRIL“ gefordert wurde! Und dat zu Recht, denn die Band klingt nicht nur tight, sondern liefert ein verdammt geschlossenes Bild auffer Bühne ab. Mit „Harvester Of Sorrow“ ging es los, Rüben wurden zu Dutzenden geschüttelt. Im Verlauf des Sets gab es so einige METALLICA-Kracher wie „Creeping Death“, „Sad But True“, „Master Of Puppets“ und „For Whom The Bells Toll“. Erstaunlich auch, wie gut sich die eigenen Songs ins Programm einfügten, man kann schon sagen, dass MITHRIL mit den mittelschnellen, schweren METALLICA-Songs gut harmonieren. Und gesangstechnisch steckt man das Genöle von olle Hetfield locker in die Tasche. Wird natürlich der eine oder andere genau andersrum sehen, aber sorry, bin nicht so der Fan von Hetfields Versuchen, toll zu „singen“. Als er noch – gerade auffer ersten Platte – aus dem Bauch geschrieen hat, war das viiiiel besser. Apropos erste Platte: Mag ja sein, dass ich grad wieder aufm Klo war, aber ich glaub doch, dass da nix von gezockt wurde. Kein „Metal Militia“, kein „Motorbreath“ – schnüff. Nu, trotzdem sehr netter Abend, weiter ging`s dann nach Gaarden, wo noch schön weitergefeiert wurde.
UP THE IRONS!


Matt: Ja ein geiler Abend, von nostalgischen Gefühlen begleitet, mit alten Weggefährten gespickt (sowohl musikalisch als auch personell..) Sicherlich auch etwas, was der Wiederholung eines solchen Events Auftrieb gibt, wie alle Anwesenden beschlossen hatten - und eine geile Möglichkeit, in der Mischung aus eigenen Stücken und Klassikern auch die eigene Musik einem breitem Publikum zur Verfügung zu stellen. Also Veranstalter - wir wollen mehr!! Nächstesmal dann bitte mit ANTHRAX, SUICIDAL TENDENCIES und den BAD BRAINS, ok? - Beitrag von: Matt und Philipp

Kommentare   

+1 #1 Matt 2013-01-16 07:06
From local to global Metal - Unser erster Klassiker des Monats im DreMu-Jubiläumsjahr!
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