JUDAS PRIEST, MEGADETH, TESTAMENT / 06.03.09 - Hamburg, Sporthalle

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Kurzfristig ergab sich die Möglichkeit, sich dem Tross mit Tom und Doc Doom anzuschliessen und in der Hamburger Krawallnacht in die nicht minder unruhige Alsterdorfer Sporthalle zu ziehen.  Dort sollten zwei meiner alter Trashikonen die Hardrocklegende JUDAS PRIEST beim "Priest Feast" unterstützen. In allerletzer Minute kamen wir dort an, verpassten prompt die Einfahrt zum überfüllten Parkplatz, um direkt vorm Haupteingang den letzten Parkplatz von Hamburg zu finden - mit 20m Fußweg zum Eingang - yea!


TESTAMENT haben bereits begonnen, also nix wie rein in die Sporthalle, die zur Hälfte abgesperrt  und trotzdem eher mäßig gefüllt war. TESTAMENT sind live eigentlich immer eine Bank, sprüht die Band doch meistens vor Spielfreude. Trotzdem kommt diese in einem kleinen Club deutlich besser rüber als in der großen Halle. So konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf Rückkehrer Alex Skolnik, der sich an der Klampfe nahtlos ins TESTAMENT-Kollektiv einfügte. Die Bay Area Thrasher nutzten die kurze Zeit, um Ausschnitte aller Schaffensperioden zu präsentieren - was natürlich in der gegebenen Zeit kaum möglich war. So gab es Songs der neuen Scheibe "The Formation of Damnation" ebenso wie die Klassiker "Into the Pit" und "Practice what you Preach" auf die Ohren des geneigten Publikums. So schnell war der Spuk vorbei, TESTAMENT gehören auf jeden Fall auf die Merkliste für die nächste Clubtour.

 In der Umbaupause wurde der T-Shi-Stand besichtigt und mit Staunen die astronomischen Preise zur Kenntnis genommen (15 EUR für ein Schweißband, von den Puzis reden wir lieber gar nicht erst...).
Dann aber rollten MEGADETH auf die Bühne, und wie sie rollten - und einfach alles platt walzten. Der typisch kratzige MEGADETH Sound fiel zunächst gegenüber der Testament-Wand etwas ab, aber nach kurzer Umgewöhnung war klar, dass es einfach  genau so klingen musste. Auf Ansagen verzichtete Mr. Mustaine weitgehend, ebenso auf wildes Rumgehopse oder irgendeinen Song der letzten drei Platten! Weniger ist eben manchmal mehr: Stattdessen gab es eine Classic-Setlist, die dem geneigten Thrasher die tränen in die ohnehin schweißbedeckten Augen trieb. Ich kann hier gar nicht alles aufzählen, aber von "Peace sells" und "Wake up dead" über "In my darkest Hour", "Sweating Bullets", "Tout le Monde" und "Holy Wars" bis zu "She-Wolf" war alles dabei, was im MEGADETH-Universum Rang und Namen hat. Hätte ich die Setlist machen dürfen (warum fragt mich eigentlich nie einer?), sie wäre kaum anders ausgefallen. Und das Publikum nahm die Geschenke dankbar an, versank völlig in der Wall
  of Thrash, die Megadave und Konsorten erst zimmerten, um sie umgehend wieder einzureissen. Hammer. Tatsächlich war das Publikum so in der Mucke gefangen und immer hungrig auf mehr, dass Daves Versuch, dem zweiten Gitarristen ein Ständchen zu bringen, ihm nur unverständiges Glotzen seitens der Zuhörer einbrachte. Die Band wurde amtlich gefeiert und auch die leichten Timingschwächen bei dem einen oder anderen Part fielen nicht ins Gewicht. Viel zu schnell waren MEGADETH am Ende der Spielzeit angelangt und nach einigen Zugaben gingen dann auch die Lichter wieder an. Einer meiner Mitreisenden sah sich anschliessend gezwungen, sein Metalshirt-Lager wieder auf 2 T-Shirts aufzustocken. ("Geil, jetzt hab ich wieder ein Shirt von DEATH und eins von MEGADETH" - Gibts eigentlich auch die Band ULTRADEATH? Hinweise bitte an die Red...)
War da noch was nach dem bislang geilen Abend? Achja, da war ja noch...

...JUDAS PRIEST. War der Abend noch steigerungsfähig? Immerhin gehörte "PRIEST...live" zu DEN Nuckelflaschen meiner rockmusikalischen Säuglingsphase, gesehen hatte ich PRIEST bis dato aber noch nie. Wie mir ging es wohl auch anderen, der Parkplatz war jedenfalls gefüllt mit großen Familienkutschen, statt abwrackprämienberechtigten Rosthaufen auf Rädern, was für eine gewisse Reife des Publikums sprach. Aber zur Band. Meine ersten Gedanken, als es losgeht? Gingen irgendwo in Richtung "Ach, du scheisse" bis "Man sollte auch wissen, wann man aufhören muss." Doch der Reihe nach:
Die Bühne hatte sich stark verändert: Das Schlagzeug trohnte nun auf einem hohen Podest, welches über die gesamte Bühnenbreite reichte und mit Treppen und weiteren Podesten versehen auch dem Rest der Band Platz bot. Als Backdrop hing ein bärtiger Mann mit rotglühenden (!) Augen über allem - sollte wohl Nostradamus, der "Titelheld" der neue PRIEST-Platte sein (wie originell). Die Band spielte los und als Rob Halford zu schmettern begann, sah man ihn ober auf dem Podest in silbern schimmernder Mönchskutte, die Kapuze ins Gesicht gezogen,seinen pathetischen Gesang vollziehend.  Dazu Glenn Tipton schön in Lederjacke (derer er sich aber schnell entledigte) und KK Downing im knappen, brustfreien Lederwestchen mit Hundehalsband...
Angesichts des gewaltigen Bühnenaufbaus passierte eigentlich nix auf der Bühne. Die Choreographie von Halford wirkte, als hätte er sie zusammen mit seinem Hausarzt entwickelt, um den Gig auch durchzuhalten. Ozzy Ozbourne wirkt gegen Halford jedenfalls wir ein Sprinter. Mehrere Male hatte ich Angst, Halford würde gleich zusammenklappen, oder einen Herzinfarkt bekommen, so klapperig wirkte er. Dies besserte sich allerdings in der zweiten Hälfte des Gigs - ein wenig.
Wie bei MEGADETH erwartete ich beim "Priest Fiest" eine gehörige Auswahl an Klassikern, aber nix da. Stur beschränkten sich PRIEST auf die Promotion der neuen Platte(n), lediglich garniert mit einigen wenigen Krachern wie "Metal Gods", "Sinner" oder natürlich "Breaking the Law". So verwandelte sich die aufgebaute Spannung bald in Langeweile, und die ging auch nicht mehr weg. Bei der Zugabe fuhr Halford dann mit Motorrad und Lederkäppi auf die Bühne. Statt Assoziation "cooler Rocker" veranlasste mich die Maskerade eher dazu, spontan nach dem Indianer, dem Bauarbeiter und dem Polizisten zu suchen...hmmm. übrigens ware Britney Spears wohl echt neidisch gewesen, auf die Vielzahl von Verkleidungen des Robert H., welcher sich nach jedem Lied umzog. Mein Favorit dabei: Die Lederjacke mit bodenlangen Fransen, die mit Pailletten bestickt waren. Nochmal hmmm..
Egal insgesamt wars geil, nur hätte der abend eher "MEGADETH mit Vor- und Nachband" statt "Preist Feast"  geheissen...
 


Kommentare   

0 #2 Kochi 2009-03-11 21:36
Ich habe JUDAS PRIEST letztes Jahr in Roskilde gesehen und kann, zum Trost derer, die es vielleicht noch vor sich haben, behaupten, dass das Konzert für mich und meine Mitreisenden zu den absoluten Highlights gehörte. Allerdings haben sie da, im Gegensatz zu Hamburg, Klassiker am laufenden Band gespielt.
Vielleicht also mal auf ´nem Festival versuchen, JoyBoy.
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0 #1 DoctorJoyBoy Love 2009-03-11 21:36
Was war ich geschockt, als ich mitbekommen hab', dass JUDAS PRIEST in Hamburg spielen und ich davon nichts mitbekommen hab.

Es ist ein meinerseits unerfüllter Traum, die Band mal live zu sehen.
Vielleicht sollte ich sie doch lieber so in Erinnerung behalten, wie sie auf Platte und auf ihren overgedubbten Live-Videos klingen.

KISS sind in meinen Augen irgenwie auch nur noch normale Menschen, seit ich die letztes Jahr mal live erleben 'durfte'.
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