Kielowatt-Festival, Tag 2 – CORPORATE ID, MODER, ARYA, PAINFUL DEATH, ZED YAGO, ANATA, LOCOMOTIF, Ki

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Mit SAVAGERY klang die letzte Nacht brutal und apetittanregend aus. Die Neugier und die Vorfreude auf den zweiten Festivaltag ist geweckt und so ist Streckers Wohnung am Samstagabend erneut Anlauf- und Startpunkt für ein (hoffentlich) weiteres metallisches Happening.

Zwischen zwei Pils gucken wir noch schnell auf die Running Order und ich stelle fest, dass die Bremer Band MODER schon als zweite Combo gegen halb Acht dran sind. Mir ist letztens ihr Flyer untergekommen und da ich die Beschreibung („old-school Death Metal mit deutschen Texten“) interessant finde, will ich mir diese Band nicht entgehen lassen. CORPORATE ID wurde wegen „Holsten zu Hause“ nicht gesehen, aber zu MODER schaffen wir es noch rechtzeitig. Viel ist noch nicht los und das Publikum hört eher zu, als das es sich bewegt. MODER zocken zu dritt und mir fallen ihr gutes Drumming und die fetten Riffs auf. Hat stark was von den alten DISMEMBER. Also schon mal `n Sympathiepunkt. Die Bremer artikulieren sich in Englisch und Deutsch. Titel wie „Kreuz der Illusion“ oder „Lichtbringer“ stehen Sachen wie „Streams Of Blood And Agony“ gegenüber. Oft schnell, mit langsameren Passagen, hämmern die Songs durch den Saal. Ich find’s ganz geil. Strecker meint, dass ihn die Band aufgrund der deutschen Texte an EISREGEN erinnert. Die kenn ich nicht – is’ mir egal. Für mich isses in der Tat geiler Old-School-Death-Metal. Schade, eigentlich haben MODER ihre aktuelle Veröffentlichung „Ewiger Tod“ auch als Vinyl am Start, aber ausgerechnet heute haben sie das Teil nicht mit …

 

Als nächstes sind ARYA an der Reihe. Schöner Kontrast. Nach dem eben verklungenen recht satanischen Metal gibt’s nu ne Frontfrau und Theatralik. Ich mag ja Frauen am Mikro, aber bei dieser Band hört meine Liebe auf. Auf solch opernhaftes Geträller und Ansagen wie: „Hallo, wir sind ARYA und wir spielen heute in unserer Stadt!“ kann ich gerne verzichten. ARYA klingen so dermaßen nach NIGHTWISH in der Tarja-Ära, dass es einfach zu viel davon ist. Simple Songs, einfache Rhythmen – so Metal zum Mitwippen halt. Dat hört bestimmt auch Muddi gern. Die ganze Band wirkt irgendwie bieder – gepflegte Kurzhaarfrisuren und (bei den Männern) mit Kajal umrandete Augen. Ganz ehrlich – das ist einfach lächerlich und überzogen. Und als die Sängerin dann auch noch deutsche Texte bringt und dabei das „R“ rollt, als hätte sie’s erfunden, muss ich ganz schnell raus. Nee, geht gar nicht …

… was aber nicht für das zahlreiche Publikum gilt. Das feiert ARYA ordentlich ab und zum Schluss gibt’s die meisten „Zugabe“ – Rufe.

 

Ich geselle mich lieber zu Strecker, der am „Würfelfass“ sein Glück versucht. Hier kann mit etwas Glück nette Gimmicks wie T-Shirts, CD’s oder Poster erwürfeln. Strecker schafft `nen Sechser-Pasch und zieht so ins Finale ein. Der Preis: eine nagelneue Gitarre …

 

Mit PAINFUL DEATH spielt eine zweite Band aus Mac Porn auf dem diesjährigen KielOWatt. Thrashig wird’s, wenn auch nicht im old-schooligsten Sinne. Man erkennt im Songwriting Bands wie Slayer oder Sepultura und zumindest letztere Weisen auf den moderneren Einschlag hin den PAINFUL DEATH mitbringen. So richtig vom Hocker haut mich das alles nicht. Vielleicht isses auch das eher uncharismatische Aussehen der Band: kurze Haare und rote Puma-Sweater sind halt nicht wirklich Metal (ich weiß, man soll ja nicht nach dem Äußeren gehen, aber das ist nun mal der erste Eindruck hier ...). Außer des gelungenen ENTOMBED-Covers „Out of Hand“ bleibt dann auch nicht viel mehr hängen. War halt ok.

 

Nun sollten ORDEN OGAN spielen; die sind aber nich’ da und zu aller Überraschung spielt eine Band namens ZED YAGO … - da war doch mal was – so Ende der Achtziger, `ne Band mit `nem Konzept über den Fliegenden Holländer – mit `ner Frontfrau, Jutta Weinhold hieß die und die war damals auch schon nicht mehr die allerjüngste … Und die sind wieder zurück? Na, da bin ich ja mal gespannt! Nee, Jutta Weinhold is’ das da nich’ am Mikro, obschon die neue Sängerin eine ähnliche Frisur und Haarfarbe hat. Hat’n volles Organ, die Frau. Naja, mal sehen. Oha – das’ ja echt wie früher. Achtziger Heavy Metal mit Pomp und Gloria. Voll die fetten Stampfer im Midtempo. Aber wer’s `n da von der Originalbesetzung dabei? Ich hab’ keine Ahnung! Und je mehr Songs gespielt werden, umso unheimlicher wird’s mir. Die MusikerInnen von ZED YAGO fahren das volle Programm – und zwar im Posen. Au Backe, die tun so, als wär’ der Pumpen-Saal ein volles Stadion. Oh nee, das geht nich’. Songs (er)kenn’ ich auch keine – is’ einfach zu lange her. Obwohl – ich kann mich erinnern, die Band mal gemocht zu haben. Davon kann jetzt aber keine Rede sein. Pompös und bombastisch und unheimlich klischeehaft werden die Songs gebracht. Ich taufe das ganze mal auf „Doro-Metal“, wohl weil es passt, mir aber auch nichts anderes einfällt. Und auch wenn der letzte gespielte Song („Black Bones“?) bei mir irgendeine (verstimmte) Seite zum Klingen bringt – am Ende bleibt nur Verdruss. Möge jemand über ZED YAGO schreiben, der das mochte – ich nicht.

 

Zurück am Würfeltisch erwarten schon einige Vorrundengewinner das finale Würfelgefecht. Auch Strecker ist voll bei der Sache, muss sich aber einem anderen Teilnehmer geschlagen geben, der dann glücklich mit dem schicken Instrument in eine Kamera lächelt. Prima Aktion!

 

Jetzt wird’s Zeit für ANATA. Und die Jungs lassen sich Zeit – für den Soundcheck. Anscheinend erfordert deren komplexe Musik einen perfektionistischen Sound. Doch wie sich rausstellt, hat sich das Warten definitiv gelohnt. Selbst mir waren ANATA bis vor ein paar Wochen unbekannt. Hätte nicht ein Freund darauf bestanden, dass ich mir deren Musik anhöre, hätte ich nicht gewusst, welche Death-Metal-Perle hier heute spielt. Als ich dann mitbekam, dass die Schweden auf’m Kielowatt spielen, hätte meine Freude nicht größer sein können. So gehe ich also mit einer hohen Erwartungshaltung an dieses Konzert heran – und werde keinesfalls enttäuscht! So viel schon mal vorweg: was die vier Jungs heute Abend zeigen, ist wirklich hohe Schule. Brutale Death-Metal-Geschosse, die mit virtuosen Verschachtelungen und tollen Gitarrenharmonien aufwarten, decken das interessierte Publikum ein. Es fällt wirklich nicht leicht, den komplizierten Strukturen zu folgen, aber immer  wieder werden diese durch simpleres brutales Riffing, Stakkato-Drumming und tolle Harmonien aufgelockert. Nachdem man sich an den bandeigenen Sound gewöhnt hat, geht die Post ab. Selbst ANATA sind von den guten Reaktionen überrascht und spielen sich fast in einen Rausch. Obwohl viele nur einfach nur zuhören, bangen ebenso viele – jubeln und applaudieren tun sie dann alle zusammen. ANATA sind DER Knaller des Festivals! Den Namen sollte man sich unbedingt merken! Freu mich jetzt umso mehr auf die neue Scheibe. Die ist leider zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fertig. Läuft eben nochmals „The Conductor’s Departure“ ….

 

Nach dem Death-Metal-Gewitter von ANATA wird es doch merklich leerer vor der Bühne. Nichtsdestotrotz gibt es mit LOCOMOTIF aus Kiel noch eine letzte Band zu hören. Wenngleich ich auch nicht weiß, was die Jungs machen, will ich mir das doch angucken. Strecker erinnert der Bandname instinktiv an „Locomotive Breath“ von Jethro Tull. Hardrock also? Mitnichten! Recht modern, stampfend, groovend und rappend (der Gesang) setzt sich LOCOMOTIF in Gang. Wohltuend: die Hammond-Orgel-Sounds, die über uns hinwegschwappen und uns ein um’s andere Mal an Spiritual Beggars erinnern. Dazu passend immer diese stampfenden Töne der Rhythmusgruppe. Dat is’ ein angenehmer Cocktail, meine Herren! Schön rau und ungezwungen tönt es aus der PA. Macht Spaß und animiert auch so einige zum tanzen. Neue Scheibe wird grad aufgenommen? Hoffentlich schafft’s die Band ihre Live-Power auf Konserve rüberzubringen.

Gelungener Abschluss!

 

Ja, was soll ich sagen? Geiles Festival mit vielen abwechslungsreichen Bands! Vielen Dank an die Macher! Was geht nächstes Jahr?

 

Torsten

 

 

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