Horst Spiders Geburtstagsparty im Hafermarkt Flensburg mit Mr. Burns, El Fupa, SchlOidergang am22.11

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Dass das bundesdeutsche Bildungssystem in der Kritik steht, ist nichts Neues. Dass es in diesem aber zu so gravierenden Fehlförderungen/-bewertungen kommt, dass ein heute erwiesener Virtuose wie die allseits beliebte Bandhure Bocky (Chaos Control, Ex-Disturbers, Ex-Nordschrott, sowie gefühlte 10 weitere Bands, in denen er aushilfsweise gezockt hat) im Musikunterricht der Sekundarstufe I mit einer 5 benotet wurde und in Folge das Klassenziel nicht erreichte, hat mich doch aufs Neue schockiert.


Das Trauma lastet auf dem armen Bocky noch heute und so war es wohl nur der Kombination aus Alkohol und Erschöpfung möglich, ihm auf der Rückfahrt aus Flensburg, gegen viertel vor sieben dieses Geständnis zu entlocken, kurz nachdem der pflichtbewusste Schaffner unsere seit Stunden abgelaufenen SH-Tickets mit dem Kennerblick von geschätzten 19 Jahren Berufspraxis als ungültig befunden hatte.

In solchen Situationen kann es von Vorteil sein, wenn sich die eigene Reisegruppe aus völlig zerfeierten, offensichtlich von der Leistungsgesellschaft ausgestoßenen und verwahrlosten Kreaturen zusammensetzt, denn es muss entweder Angst, Mitgefühl oder gravierende Inkompetenz gewesen sein, die den Mann ein(!) neues SH-Ticket für etwa 10 Leute anstelle der fälligen Schwarzfahrgebühren berechnen ließ.

 

Aber wie kam es überhaupt dazu?

 

Der Anlass der feuchtfröhlichen Nacht war der Geburtstag von niemandgeringerem als StiA Horst Spider (alles Gute nochmal an dieser Stelle!) im Hafermarkt, der aus diesem Grund ein geschmackvolles Potpourri bunten Unterhaltungsspaßes zusammengestellt hatte.

 

Nach der frühen Anreise (bedingt durch jenen institutionell verkannten Bocky, der an den Drehknöpfen zum Einsatz gebeten wurde) folgte die Aufwärmphase in „Hummels Eck“, wo sich üblicherweise Dialoge wie dieser abspielen:

Stadtbekannter Skinhead zu Fuzzi von SchlOidergang: „Ey Armin (Name vom Autor geändert), trinkst du’n Korn mit?“

Fuzzi: „Nee, ich mach Diät!“

Rainer: „Geht ma Arbeiten“

Fuzzi: „Geh ma raus!“

…und so weiter halt.

 

Jedenfalls ein guter Ort, um sich auf das Kommende vorzubereiten.

 

Für eine Geburtstagsparty kann es wohl wenig angebrachtere Bands geben, als (Oi-)Punk Ikonen, deren Songs fast allen bekannt sind und sich ohne viel Begabung oder Textsicherheit mitschmettern lassen.

SchlOidergang, die den Reigen eröffneten, haben in letzter Zeit republikweit Freunde gewonnen, die sich inzwischen zum Großteil sogar aus ihrer eigentlichen Zielgruppe rekrutieren.

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Gerüchten zu Folge steht die Band sogar bald mit einem extrem hochwertigen Longplayer in den Startlöchern. Schon erstaunlich, welche Ausmaße sich dieses aus Bierlaune heraus entstandene (und in solcher fortgeführte) Projekt bereits erreicht hat.

 

Der gute Rainer hatte an diesem Abend stark Rücken (25 Jahre Kupferleitungen ziehen im hiesigen Schiffbau hinterlassen halt doch mal Spuren), was wohl der Grund für sein zuckend auf dem Boden liegend vorgetragenes Gitarrensolo, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war. Oder war es doch ein Rückfall in frühere Tage in einer langhaarigen, verkifften Led Zeppelin-Coverband?

Nichtsdestotrotz ein grandioser Gig, der immer wieder durch „Gaarden Asozial“-Chöre (alternativ auch: „Gaarden Antifa“ – muss uns diese Analogie zu denken geben?) der zahlreichen Gäste unterstützt wurde.

 

El Fupa trumpften dann schon mit ihrem Backdrop auf, auf welchem coolerweise nicht der Bandname, sondern das Konterfrei eines prominenten „Youth Wars“-Protagonisten abgebildet war. Die Band war für mich bis dahin ein unbeschriebenes Blatt. Mir wurde nur erklärt, dass der Sänger von „Hallo Kwitten“ da am Mikro steht, was ja schon mal vielversprechend war. Und was hat die Band mich umgehauen!

Mir fehlt wohl die passende Band um einen Vergleich mit diesem groovigen Dropped-D-Gitarrengewitter anzubringen, aber definitv enthielt das viel von dem, was ich an Entombed mag (grade der Gesang). Mal punkiger, mal schleppend doomiger als besagte Band – zumindest live. Der nach dem Konzert erworbene Tonträger klingt deutlich moderner, als das von der Bühne rüber kam, ist aber äußerst empfehlenswert.

 

Die letzte Band Mr.Burns verfügt spätestens seit ihrer letzten Platte über eine große Auswahl an Hits in ihrem Set und das wurde heute ausgiebig gewürdigt. Da wurde großflächig Tanzbeine geschwungen und Texte mitgesungen. Knotts filigrane Gitarrenarbeit hat mich einmal mehr so erregt, dass er von mir einen Schwall Rotz in die Fresse gespuckt bekommen hat, wie ihn nur extreme Sympathie in mir produzieren kann (wer von mir angerotzt wird, sollte dies wissen).

Neben „“No Friends“, „Where is your Freedom“, meinem Favoriten „Static“ und einer Reihe anderer Smasher gab es im Publikum noch etwas außergewöhnlich Ansprechendes zu bestaunen.

Über Tätowierungen zu berichten is ja an sich ziemlich beknackt, aber dass den Unterarm eines bestimmten Subjektes (keine Frau, so viel sei verraten) in der ersten Reihe ein freundlich dreinblickendes Portrait der überregional bekannten Bassistenlegende und Moustache-Stilikone Fanski schmückte, finde ich doch irgendwie einer Erwähnung wert.

 

Nach Mr. Burns wurde dann ausgiebig mit viel guten und einigen sehr schlechten Krachern vom Plattenteller weitergefeiert, bis schließlich der erste Zug nach Kiel zur Heimfahrt rief.

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