ROO-JAW, KILT, RIGHT FACT/ 22.11.03, Neumünster, Sanatorium

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Heute morgen denke ich mir, so ein Abend auf dem Sofa wäre auch nicht verkehrt gewesen. Das hat allerdings überhaupt nix mit der Musik von gestern zutun, sondern ist stark von meiner brummenden Rübe beeinflusst, die gerade abzufallen droht. Ich glaube, ich habe auch noch nie so sehr versucht, mich von meinem Kopf zu trennen...geschüttelt und geschüttelt, aber er wollte einfach nicht abfallen.
Doch zurück zum Anfang. Am Freitag erfuhr ich, dass einen Abend später ROO-JAW im Sanatorium in NMS spielen sollte. Nicht, dass ich die nicht schon oft gesehen hatte, aber da wir selbst im Januar dort spielen sollen, wollte ich mir den Laden wenigstens mal reinziehen. Ich habe mir erzählen lassen, dass dort mittlerweile reichlich rechtes Volk Einzug hält und dass es den Bands wie Rotze am Bein klebt, wenn sie dort spielen. Also hin da und eigenes Bild machen. Dazu später mehr.
Da wir vorher noch beim Festival der Rock- und Pop-Schule in der Pumpe waren, wo Kay, der Bassist von ROO-JAW einen Kurzgig in einem Bassquartett hatte, verpassten wir in NMS angekommen die erste Band, deren Namen ich jetzt auch garnicht weiß. Jedenfalls hatten RIGHT FACT bereits angefangen. Zu allererst muß erwähnt werden, dass trotz scheinbar kleiner PA ein oberamtlicher Sound gefahren wurde, so mit richtig Saft in den Eiern. Und dieser Bonus gekoppelt mit dem Lokalmatadoren-Status der Band plus deren unglaubliche Spielfreude sorgten dafür, dass die Luft immer dicker wurde. Dankbar sah ich jemanden den Notausgang öffnen, auch wenn dass die Anwohner im Haus gegenüber anders gesehen haben mögen.
RIGHT FACT spielen schön abwechslungsreichen Nu Metal, der an manchen Stellen deutlich die HBlockx auf die Bühne holt. Eigenständigkeit ist bei der Art von Musik auch schwer zu erreichen. Dennoch schaffen die sieben es, dem Ganzen einen eigenen Stempel aufzudrücken, indem sie zum Beispiel eine zuckersüße Geigerin auf die Bühne stellt, welche die fette Gitarrenwand mit leuchtenden Melodien bemalt. Schön anzusehen, dass die Dame sich auch in den Passagen, in denen sie nix zu spielen hat, auf der Bühne zu bewegen weiß und nicht unnötigen Platz einnimmt. Der Scratcher hat seine Sache ebenfalls ziemlich gut gemacht. Und das von mir, der auf sowat eigentlich so garnicht steht.
Der Sänger hat ´ne geile Ausstrahlung auf der Bühne. Trotz der vielen Hingucker ist er immernoch der Chef im Ring. Gut gebrüllt, Löwe! Das Einzige, was ich da noch verbessern würde, wenn man sowas sagen darf: Schickt den einen Gitarrero zum Frisör! Nu Metal mit Pferdeschwanz und Möchte-Gern-Böse-Blick von so einem Grinsepeter geht garnicht. Aber das muß jeder selbst wissen.
Herzlichen Glückwunsch zum 8ten Bandjubiläum!

Ups, habe auf der Homepage von RIGHT FACT gerade gelesen, dass wir sogar zwei Bands verpasst haben. SUBSQUAD und SEEDLESS sollen da auch noch gezockt haben. Naja...

Anschließend kamen KILT zum Einsatz. Der Sound war nach wie vor fett, und die Jungs haben ihre Sache musikalisch auch professionell runtergerissen. Dennoch haben sie die Hütte in Null komma nix leergespielt. Warum? Ich glaube, das hat zweierlei Grund. Zum Einen sind 5 Bands mit Hüpfmucke auch echt anstrengend, und es muss echt was passieren, um da den Mob in Gange zu halten. Zum Anderen hat die Band da irgendwie so´n komischen Selbsttrip gefahren. Der Sänger kreuchte wie ein Psycho am Boden rum, der Bassist träumte mit geschlossenen Augen von gefüllten Hallen und die beiden Klampfer machten die Schildkröte, die ganze Zeit. O-Ton Kay: "Ich fand die Mucke ja echt geil und bin deshalb vor die Bühne gegangen, aber die haben mich überhaupt nicht angemacht." Tja, so ein bißchen Kontakt mit dem Publikum wäre nett gewesen. Das ist doch der Grund, warum viele Riesenacts auf kleine Clubs schwören - die Nähe zu den Leuten.
Ansonsten, wie gesagt, alles nahezu perfekt. Eine schöne Mischung aus Gebrüll und sauberen Melodien; das muß eine Stimme erstmal mitmachen.

Während der Umbaupause standen gerade mal noch drei Leute im Raum, und ich machte mir Sorgen um den Spaßfaktor, aber wie so oft habe ich mal wieder zu früh geflattert. Es wurde zwar nicht mehr so voll wie bei RIGHT FACT, aber ROO-JAW haben das anwesende Völkchen gut mitgerissen. Dankbar wurde der Platz zum Abgehen genutzt.
Im Gegensatz zu KILT nutzte die Band jede Gelegenheit, das Publikum einzubeziehen. So standen die beiden Sänger beim Intro des ersten Songs in den ersten Reihen und guckten genauso zu. Immer wieder sprangen Kay und Dominik mit ihren Instrumenten von der Bühne und gingen mit ab. Eigentlich finde ich ja, man sollte schon die Grenze zwischen Bühne und Crowd wahren, aber bei so wenig Leuten war das genau das Richtige!
Schon recht früh im Set kam "Split", was ich mir hier als mp3 gesogen habe. Ist ein echter Ohrwurm! Durch Sijtze am Mic hat ROO-JAW echt gewonnen, weil er zu den Agro-Parts die entscheidenden Melodien bringt, die einem die Songs in Gehirn brennen. Wird Zeit, dass die bereits aufgenommenen Songs zu Silber gemacht werden, Jungs!
Trotz der unglaublich vielen Bewegung auf der Bühne habe ich ROO-JAW noch nie so gut spielen hören, verdammt kraftvoll und gut zusammen. Respekt, angesichts der mittelmäßig gefüllten Räumlichkeiten. So soll es sein!

Klitschenaßgeschitzt, das Bier war wieder draußen, bevor es Wirkung zeigen konnte, habe ich mir dann doch nochmal die Nasen in dem Laden angesehen. Schon zu Beginn ist mir ein bekanntes Gesicht aufgefallen, während er hartnäckig auf eine Frau einredete, die später neben mir am Tresen in Tränen ausbrechen sollte - Hell´s Angels! Davon standen im vorderen Bereich des Ladens so einige rum. Ich spielte bereits mit dem Gedanken, den geplanten Gig abzusagen, da erfuhr ich, dass der Laden zum Jahreswechsel dicht macht...Thema erledigt. Allerdings macht er unter einem neuen Besitzer auch gleich wieder auf, und die Türsteher werden vermutlich die gleichen bleiben. Ich werde jedenfalls keine neue Bewerbung abschicken. Schade, ist nämlich sonst ein geiler Raum zum Zocken da...
- Beitrag von: JohnPorno

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