WITH FULL FORCE FESTIVAL 2008 / 4. - 6. Juli 2008, Flugplatz Roitzschjora, Tag 1

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Von Steffi und Torsten

Drückende Schwüle begleitet die Abgeordneten des Dremu-Wahns (Steffi, Andy und meine Kleinigkeit) auf dem Weg nach Roitzschjora. Regen und Sturm sind angesagt – wenig ist indes davon noch zu spüren. Wir freuen uns über jedes sich regende Lüftchen  - in Erwartung des Sturms, der uns, in phonetischer Weise, bald überrollen wird: Das 15. WITH FULL FORCE steht bevor!


 

Wir brechen in aller Herrgottsfrühe des Donnerstags (8:30) auf, in der Hoffnung einen Zeltplatz zu finden, der nicht allzu weit vom Festivalgelände entfernt ist. Ernüchterung macht sich aber schon bei der Einfahrt auf den Flugplatz R. breit, denn dort reiht sich ein Wagen hinter den anderen. Langsam türmen sich dunkle Wolken auf und Windboen kündigen jetzt wirklich schlechtes Wetter an; vereinzelt sieht man Blitze am Horizont. Trotzdem ist noch heiß und die Staubwolken aus der völlig ausgetrockneten Erde bedecken alles und jeden mit feinster Materie. Nachdem wir die Glaskontrolle kurz, aber nach langem Warten (annähernd drei Stunden) hinter uns gebracht haben, gelingt es uns doch noch ein „gutes“ Plätzchen zu erwischen. Dixi’s, Duschen und Wasserstelle sowie ein „Snackpoint“ sind  nahbei. Das Festivalgelände ist schneller erreicht als gedacht – Strike! Zudem befinden wir uns in der Lage, die Leinwand links der Bühne einsehen zu können. Das erweist sich später als nicht verkehrt.


Sobald das Zelt steht, geht’s zum Bändchen holen, Gelände erkunden und Essen fassen. Da wir aber doch recht kaputt sind, zieht’s uns schnell wieder zum Zelt. Mittlerweile hat’s eh angefangen zu regnen. Da lockt ein trockenes Plätzchen. Was aber generell schon jetzt auffällt, sind die vielen Leute, die mit uns schon jetzt da sind. Unsere Zeltnachbarn sind ordentlich am Feiern und hauen sich Schlauch um Schlauch in die Birne. Statt aber immer ruhiger zu werden, wird’s immer noch lauter – die Mucke dröhnt (keine Ahnung wie oft ich das letzte Werk Monster Magnets erdulden musste …) und Schlaf ist dabei nicht zu kriegen. Irgendwann dann doch, aber dafür regnet’s ins Zelt – Scheiße! Ich erwache, weil mir kleine, fiese Regentropfen aufs Gesicht pieseln. Selbst meine Regenjacke saugt sich mit Wasser voll und ist nass. Ich bin begeistert …

Die erste Band des Tages sind MISERY SPEAKS. Sie sollen also wie Gorilla Monsoon im Jahr zuvor den Festivalspaß eröffnen und ich muss sagen, sie sind keine besonders würdigen Nachfolger dieser. Zwar ist schon relativ viel Publikum anwesend und ihre Sache machen die Münsteraner auch sicher gut, aber seit dem neuen Album spielen diese nur noch ziemlich belanglosen Death Metal, jedenfalls meiner Meinung nach.

… und ganz besonders als das Festival am Freitagnachmittag endlich beginnt! WAR FROM A HARLOTS MOUTH sind die ersten heute. Ihr Down-Beat-HC-Metal mit Jazzfrickeleien begeisterte schon bei der Herfahrt im Auto und so bekomme ich gleich einen guten Live-Eindruck der Berliner. Die sind stolz wie Bolle, dass sie auf der Hardbowl-Bühne DRAUF stehen und nicht, wie in den Jahren vorher, als Besucher DAVOR. WFAHM brettern richtig fett über die Bretter und die jatzigen Passagen kommen nicht aufgesetzt rüber. Mehr davon! Besonders gut klingt Song “If You Want To Blame Us For Something Wrong Please Abuse This Song“ (wat’n netter Titel …), bei dem das Stakatto eines Maschinengewehrs musikalisch umgesetzt wird. Da wird doch gleich das Vinyl vorgemerkt!

So beschäftigen wir uns lieber mit Shopping als mit Musik, bis die Berliner WAR FROM A HARLOTS MOUTH im Zelt beginnen. Auf diese bin ich sehr gespannt, ist ihr Sound doch auf Platte sehr außergewöhnlich und neumodern.
Leider sind die Soundmenschen wohl noch nicht ganz wach oder so was, jedenfalls fehlt einiges an Druck. Publikum und Band sind trotzdem fröhlich und gut gelaunt und sehr glücklich hier zu sein. Es gibt auch die erste Wall of Death zu bestaunen. Das einzige und aktuelle Album “Transmetropolitan” wird fast vollkommen durchgeprügelt. Berauscht von diesem Ereignis machen wir erstmal ne Pause um was zu essen und zu trinken zu uns zu nehmen.

Von einer verrückten Band zur nächsten: MESHUGGAH. Die Schweden hab ich nie zuvor gesehen und darum MUSS ich sie jetzt sehen. Die neue Scheibe „Obzen“ hab ich noch nicht, was aber nicht viel ausmacht, denn der dicke Sound lässt alle gespielten Songs wie von einer Platte klingen. Besonders motiviert sind die Herren da oben nicht gerade. Knappe Ansagen mit wenig Inhalt; die Songs werden zwar sauber runtergezockt, aber im Nachhinein fehlt mir die Seele des Ganzen. Zu viel Routine. Aber immerhin gibt’s alle relevanten Songs: „Future Breed Machine“ und co. Möchte ich aber trotzdem gerne mal in einem verschwitzten Club sehen …

Nach der Pause geht es weiter mit MESHUGGAH. Begrüßt werden wir mit einem Song von “Catch 33”, später werden aber auch von anderen Alben noch Songs gespielt. Die Schweden halten sich mit Ansagen zurück und dank der Kompliziertheit ihrer Musik halte ich dies auch nicht lange aus, denn sie erfordert doch eine Menge an Konzentration, die ich bei einem Clubkonzert eher aufbringen könnte als auf einem Festival.

„Knorkator auf Grind“ ist als nächstes zu hören. JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE machen im Zelt ordentlich Alarm. Zwar sind die (deutschen) Texte nicht zu verstehen, aber die Ansagen weisen den Weg: „Esst Fleisch, Kauft Pelze, schenkt euren Kindern Kriegsspielzeug und verbrennt euer Geld!“ Jo, nette Idee – nur kann ich dann leider kein anderes JaKa – Konz mehr sehen, hehe. Die Band bestätigt den guten Eindruck vom DEATH FEAST.

Drüben im Zelt grinden sich schon die Essener von JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE warm und wir verpassen leider den Titeltrack zum aktuellen Album “Rauchen und Yoga”. Zum 10. Jubliäum der Kapelle verteilt der langhaarige Sänger mit den Worten “Ich war schon in der Schule scheiße im Werfen” Mini-Cds im Publikum, die auch nur zu ¾ wirklich dort ankommen. Es werden noch weitere tolle Songs vom Lager gelassen wie “All das muss verunstaltet werden“, “Alle wollen gut aussehen (tun es aber nicht)”, “Dresscode”, “Gekochtes für Tiere”, “Wir gehen in den Knast” und “Geräte hassen mich” (danke an Andy für die Songtitel). Die Zuschauer schreien die Songtitel und Teile des Refrains euphorisch mit und reagieren ebenfalls begeistert auf die Einleitung der Zugabe, die lautete “Esst Fleisch, tragt Pelz, kauft euren Kindern Kriegsspielzeug und verbrennt euer Geld!” - ein seltenes klares Statement auf einem großen Festival, sehr gut und notwendig wie ich finde. Sympathisch macht sich die Band auch mit der Aussage, dass sie auf dem normalen Zeltplatz zelten und mit uns allen einen trinken möchten.

Während auf der großen Bühne CAJALIBAN für feuchte Höschen bei der Emo-Fraktion sorgen, gucke ich lieber die nächsten Schweden: THE ACCIDENT. Coolster High-Speed-50ies-Punk mit agilen Musikern und lustigen deutschen Ansagen. Macht verdammt gute Laune! Vor allem nach dem verkopften Zeug von vorhin. Warn die nich’ auch schon mal inner Schaubude? Wie dumm, dass ich nicht da war! THE ACCIDENTS waren/sind garantiert KEIN Unfall!

Sehr schön - auf der Mainstage machen sich in der Zeit CALIBAN mit ihrem Metalcore lächerlich. Nach einem kleinen Blick und einem langen Lachkrampf gehen wir erstmal wieder zum Zelt und warten dort auf den Beginn von CATARACT.

In aller Munde sind ja DIE APOKALYPTISCHEN REITER – gute Platten, ausverkaufte Touren usw. Die Thüringer ziehen dementsprechend Leute. Vor der Bühne wird’s eng. Sänger Fuchs und Gitarrist Volkmann treten mit weiß geschminkten Schädeln auf die Bühne, während Dr. Pest in seiner „Stahlschaukel“ hin und her wippt und die Neunschwänzige kreisen lässt. In der kurzen Spielzeit ziehen die Jungs (und das Mädel) alle Register – ein Hit folgt dem nächsten. Und da ist für mich das Problem. Mir ist das alles zu pathetisch, zu lustig und zu eingängig. Manche Strophe klingt wie’n Schlager, mancher Refrain zu sehr nach „Mitsingspielchen“. Gar nicht so mein Ding heute. Schaumkanone und Schlauchbootrennen auf den Händen des Publikums sowie das „Dauergroupie“, das es mal wieder auf die Bühne schafft, entlocken auch mir ein Grinsen, aber generell komm’ ich mit der APO-Attitüde gar nicht klar. Allerdings hat auch Aktivator Fuchs heute seine liebe Müh und Not mit dem Publikum – die meisten wollen anscheinend „einfach nur gucken“ und nicht unbedingt Fuchsens Animierte sein. Kann ich irgendwie verstehen …

Bei ihrer Autogrammstunde, die wir noch mitgenommen hatten, hatten wir ein Schlüsselband und Sticker bekommen und das machte die Schweizer noch extranett. Das Hardbowl-Zelt ist auch hier wieder gut gefüllt und es wird gefeiert und getanzt. Man merkt CATARACT die Spielfreude an, hatten sie doch in letzter Zeit an Besetzungswechseln und Albumschreiberei zu knabbern und waren live eher unterrepräsentiert. Dafür gaben sie hier aufm WFF ordentlich Gas und sind dieses Jahr auch noch häufiger in Deutschland zu sehen (z.B. bei Hell on Earth).

MORBID ANGEL sind mir da schon lieber. Die Amis haben zwar keine aktuelle Scheibe im Gepäck, aber dafür jede Menge alte Granaten: „Where The Slime Live“, „God Of Emptiness“ und „Blessed Are The Sick“ laufen runter wie Öl. Generell besinnen sich David Vincent und co. auf die alten Sachen, was mir eh besser gefällt als die zugefrickelten aktuelleren Sachen. Zwar könnten der Sound und die Reaktionen des Publikums besser sein, aber alles im allem zocken die kranken Engel ein prima Set (inkl. gutem neuen Song namens „Nevermore“).

BORN FROM PAIN spielen im Zelt ihr übliches Metalcoreset. Mittlerweile singt hier der ehemalige Sänger von “End of Days” namens Kevin Otto. Dieser kann den Sympath Che nicht ersetzen und wirkt auch eher mechanisch als herzlich auf der Bühne, so dass man die Show nicht besonders lange aushalten kann - schade eigentlich.

Viel, viel geiler aber sind die alten Helden von AGNOSTIC FRONT! Wie unausgelastete Jungspunde hasten die Agnostiker über die Bühne, vor der es sehr voll ist. Alte und neue Hits werden begeistert mitgesungen. Der Partyfaktor ist enorm hoch. Der Sound ist fett und Roger Miret presst in gewohnter Manier seine Texte ins Mikro. Die HC-Community feiert und lässt sich feiern: Heute Abend gehen die ersten Grüße und Respekt - Bekundungen an die New Yorker Kollegen, die auch noch da sind. Klar, dass MADBALL gleich mit auf der Bühne erscheinen, um mit ins Mikro zu brüllen …

Auf der Mainstage trifft man dann die Band um den Hardcoreveteranen Roger Miret an: AGNOSTIC FRONT dürfen ein weiteres Mal das Festival begeistern. Vor zwei Jahren konnte ich sie aufgrund eines Sonnenstichs, der mich dazu verdonnert hatte, kotzend im Zelt zu liegen, nicht sehen und war dementsprechend erfreut, dass ich eine neue Chance dazu bekam.
Man merkte sofort, dass die Band Musikfans aller Genres zusammenrücken lässt. So waren auf dem Platz Hardcorekids und Blackmetaller und Punks etc. und alle genossen die Musik. Bei “Peace” sang anstatt Jamey Jasta der Sänger von DO OR DIE die Backupvocals - warum auch immer der Zeit hat mit AGNOSTIC FRONT zu touren. Zum Ende des Gigs kamen dann auch noch Freddy und der Bassist von MADBALL auf die Bühne. Es wurden Hits gespielt wie “Crucified” und “Gotta go”, wo natürlich jeder mitsingen konnte und vom aktuellen Album “Warriors” wurden auch einige Klänge über den Platz gejagt, wie z.B. “For my family”. Grandiose Show und eine prima Überleitung zur nächsten Band im Hardbowl-Zelt.

… was wenig später bei MADBALL nicht anders ist. Hier gibt sich „Onkel Roger“ ein Stelldichein und alle stellen klar, wie großartig die Hardcore-Szene im Allgemeinen und im Speziellen (New York), ist. Sozusagen ein stetes Abklatschen auf den Bühnen. MADBALL rocken ebenso fett über die Hard-Bowl-Bühne wie AGNOSTIC FRONT vorher auf der großen Bühne. Geile NY-HC-Action! Kurz und prägnant, schnell, heftig und Downbeats ohne Ende. Wat’n Spaß!  

MADBALL sind jetzt nämlich mit ihrem eigenen Auftritt im Zelt dran. Dieser beginnt natürlich später, schließlich sind Freddy und Bassist noch an der Mainstage um mit Roger zu reden und ähnliches, aber als es dann endlich los geht, ist es der Hammer. Eine klasse Show, die am ehesten mit der Show von TERROR im Jahr zuvor verglichen werden kann. Es herrscht ein Gefühl von Einigkeit im Publikum und auf der Bühne toben stark tätowierte Männer herum. Grandios, aber mich ruft der Durst zu einer Pause.

Nebenan sind BULLET FOR MY VALENTINE am Rummachen – wie schön, dann können wir uns endlich eine wohlverdiente Pause gönnen. Die ist auch nötig, denn die KNÜPPELNACHT will ja noch gesehen werden. Also lecker was essen und trinken, smalltalken – und MACHINE HEAD äh – gucken – auf dem eingangs erwähnten Bildschirm nämlich. Die Lautstärke ist auch heftig genug, um den Großteil der Mucke mitzukriegen. Aber ich weiß eh nicht, was da gerade gespielt wird, denn mit dem Material dieser Band bin ich so gar nicht vertraut. Auch wenn die letzten Alben in den Himmel gelobt wurden, hat mich das nicht interessiert. Bin eher gespannt, wie lange die neuerliche „Metal-Episode“ bei den Amis anhält, könnt’ ja sein, dass auch Grunge u.ä. wieder in Mode kommen … Immerhin ist Rob Flynn ehrlich darüber gerührt, dass sie heuer Headliner sind und vor Jahren eine Band unter vielen.

Zum Headliner MACHINE HEAD gehen wir dann nicht aufs Gelände - ist uns zu überbewertet, beschließen wir und wollen uns nur die letzten zwei Songs anschauen. Durch eine prima Zeitverzögerung schaffen wir jedoch nur einen halben Song, denn im Zelt hat schon ROTTING CHRIST angefangen, für die wir unter anderem die Ballernacht mitnehmen wollten.

So, genug gelästert: jetzt ist’s Zeit für die KNÜPPELNACHT! Den Anfang machen die Griechen ROTTING CHRIST – mmhh, knüppeln die denn? Nicht wirklich. Ihr Düster-Metal bringt zwar einige Stakkatos zu Tage (vermutlich ältere Songs) aber im Allgemeinen nervt der aufgesetzt klingende Goth-Metal eher. Kein sehr glücklicher  Beginn …

Allerdings scheine ich zumindest ROTTING CHRIST mit irgendeiner anderen Kapelle verwechselt zu haben. Jedenfalls rechnete ich nicht mit langsamem Black Metal mit viel Lichtspiel und Stroboskop-Licht. Dies befinde ich nach zwei bis drei Songs für langweilig, bleibe aber, denn danach sollen noch BRUTAL TRUTH spielen. So begebe ich mich von einem Sekundenschlaf in den anderen und bleibe doch irgendwie stehen.

… denn ich merke wie sich Müdigkeit meiner bemächtigt. Na, BRUTAL TRUTH werden schon ein Mittelchen dagegen haben. Die Amis um Bassgott Danny Lilker legen auch äußerst fulminant los. Was für ein Geschredder! Das Tempo erreicht Spitzengeschwindigkeiten. Manchmal denke ich, dass der Drummer kaum seiner eigenen Geschwindigkeit hinterherkommt – der macht aber auch merkwürdige Verrenkungen. Naja, die BRUTAL TRUTH-Schinken waren noch nie was für Easy Listening, gell!? Wie hießen die bloß alle noch? – ich glaub’ ich werd’ alt; waren aber auf jeden Fall die frühen Sachen, als auch neue mit dabei. Optimal ist der Sound aber leider nicht. Etwas matschig huschen die Titel durch meine Ohren. Schade, mehr Druck wäre besser gewesen. Dafür entfalten die Songs durch ihr Tempo eine Art Hypnose. Ich lass’ mich einfach von der Welle tragen, merke aber wie ich unversehens in Sekundenschlaf!!! falle. Scheiße, die durchnässte letzte Nacht kommt mir in die Quere. Immer wieder fallen mir die Augen zu. Unglaublich! Ich bin entsetzt. Jetzt hilft nur noch eines: Durchhalten!

Aber auch BRUTAL TRUTH enttäuschen mich ein wenig. Es fehlt, ähnlich wie bei WAR FROM A HARLOTS MOUTH auch schon, an Druck und an Geschwindigkeit. Trotzdem beeindruckt es mich, wie man 10 Songs in 2min unterbringen kann. Es ist nichts außergewöhnliches, aber ein trotzdem ganz guter Auftritt.

Danach verziehe ich mich dann ins Bett, während Andy noch Mayhem mitnimmt und Torsten gar wacker sogar noch bis morgens um halb 6 bis nach der letzten Band aushält.

Noch vier weitere Bands: das wird hart. MAYHEM sollten ja schon letztes Jahr hier spielen, sagten aber kurzfristig ab und wurden würdigst durch PUNGENT STENCH ersetzt. Eine gewisse Erwartungshaltung macht sich im gut gefüllten Zelt breit. Wat kommt da jetzt? Zunächst mal viieel Atmosphäre: Licht wird einfarbig (meist rot) eingesetzt und die Nebelmaschine legt Sonderschichten ein. Sänger Atilla tritt in einem weißen Anzug und mit Sonnenbrille auf die Bühne und dramatisiert die Songs der Norweger mit seiner sonoren Stimme und nicht zuletzt mit dem ständig gezeigten Galgenstrick. Mann, mir laufen echt Schauer über den Rücken. DAS sieht mal nicht gestellt aus sondern in gewisser Weise realistisch. Die Songs dauern ewig und auch hier starrt man wie gebannt zur Bühne. Ich glaub, ich bin in einer anderen Welt. Faszinierend und seltsam zugleich.
Hah, irgendwie erleichternd, dass es vorbei ist! Jetzt geht’s ja gleich rasend schnell zur Sache – wirklich? Naja, doch nich’ sooo schnell: die Brasil-Boys KRISIUN treten irgendwie eher auf die Bremse, anstatt aufs Gaspedal. Was’ los da, ihr Brüder? Einerseits ist der Sound eher bescheiden und die eine Gitarre ist kaum zu vernehmen und andrerseits sind eher wenig frühe Speedknaller mit von der Partie. Die Meute vor der Bühne zeigt mittlerweile erste Konditionsschwächen und die Reihen lichten sich merklich. Moses und seine Brüder haben’s echt nicht leicht die Banger zu motivieren. Trotzdem ziehen sie ihr Ding durch und sind sich wohl bewusst, dass ihr Underground-Death-Metal eben nichts für die breite Masse ist. War auch nich’ so das Gelbe vom Ei …
Oja, BELPHEGOR haben letzten Sommer das Zelt in Wacken ordentlich zum wackeln gebracht. Ich erwarte auch heute so einiges und die Österreicher ballern auch ordentlich los. Ob nun „Lucifer Incestus“ oder „Bondage Goat Zombie“ – Hell-mut und seine Jungs kennen kein Erbarmen und walzen alles nieder. Musikalisch läuft’s also wie am Schnürchen, nur mit der Kommunikation happerts merklich. Die Animationsversuche Hell-muts gehen zum Teil echt in die Hose, weil kaum einer vor der Bühne noch Aufnahmefähig ist. Kann einem echt Leid tun, der Mann. So eine dichte, unheilvolle Atmosphäre wie in Wacken vermag unter solchen Umständen natürlich nicht aufkommen Doch es nützt nichts: die Show muss weitergehen und so werden die letzten Reserven mobilisiert, um auch die letzten Songs BELPHEGORS zu würdigen.
Allerdings stellen sich bei mir erste Zweifel ein, ob es Sinn macht, um diese Zeit noch Bands vor einem ausgelaugten, dezimierten Publikum auftreten zu lassen …
Egal, trotzdem freue ich mich auf 1349, Meister der düsteren, nihilistischen schwarzmetallischen Atmosphäre. Das es mittlerweile fast schon wieder hell ist, lässt sich nicht vermeiden, hat aber den Nachteil, dass es natürlich nicht mehr so ganz zum düsteren Gemetzel der Norweger passt. Außerdem pennt der Lichtmann auch schon, denn statt dem obligatorischen roten Bühnenlicht leuchten blaue LED’s. Verärgert stapft Frontmann Ravn zum Bühnenausgang um dort seinem Ärger Luft zu machen. Ärgerlich auch, dass nicht Frost am Schlagzeug thront, sondern jemand anderes (mit weisse Glatze). „I Am Abomination“ und „Slaves To Slaughter“ sind aber trotzdem derbe Geschosse, die ihr Ziel erbarmungslos finden und auslöschen. Die Hardcore-Kiddies, die sich mit Windmühlen-Action und Violent Dancing „in Stimmung“ bringen hat’s aber leider nicht zerledert …  Die paar Leute, die noch übrig geblieben sind, feiern 1349 nach Kräften und sorgen für einen gelungenen Abschluss der KNÜPPELNACHT.
Kurz vor Sechs in der Früh ist es jetzt und ich bin doch froh endlich in den Schlafsack kriechen zu können. Vorher noch den neuen Tag mit einem Dixiegang begrüßen – ja, so läßt’s sich gut einschlafen …

Tag 2 in Bälde …
 

Kommentare   

0 #5 bockfred 2008-07-23 14:40
und son zelt hat ja auch fieberglasstangen.krasse sache im dosenpfandzeitalter.
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0 #4 Horst Spider 2008-07-23 14:40
heißt das, dass man die autoscheiben ausbauen und abgeben muss? heftig...und was ist mit leuten, die ein glasauge haben? oder brillenträgern?
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0 #3 Steffi Petersen 2008-07-23 14:40
Jop, richtig, auf dem Festivalgelände ist generell gar kein Glas erlaubt, daher werden alle Autos bei der Einfahrt durchsucht. Das dauert auch dementsprechend und daher gibts jedes Jahr eeeeeeendlos lange Wartezeiten.
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0 #2 bockfred 2008-07-23 14:40
war ja noch nie da, deshalb mal ne dumme frage. was heisst glaskontrolle darf man das da nichtmal mit aufen zeltplatz nehmen oder wie läuft das?
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0 #1 Philipp Wolter 2008-07-23 14:40
Har har - bei der Knüppelnacht bin ich vor einigen Jahren auch schon mal immer wieder in Sekundenschlaf gefallen. Ist schon krass, wenn das schon wieder hell wird... Geiler Bericht!
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