SUBURBAN SCUMBAGS, SMOKE BLOW un so / 30.10.03 - Kiel, Hansastr. 48

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Yeah Yeah Yeah! Die Jungs von der DÖNER DISKOTHEK riefen zur großen Releaseparty ihres neuesten Werkes: Des Samplers "EDELPANK vs. DÖNER DISKOTHEK", auf dem diverse illustre Combos dem ollen BILLY IDOL Tribut zollen. Der Sampler is'n Spaß für sich und ich wird demnäxt mal 'ne Plattenrezi reinhauen, wenn (oder falls?) ich dat Ding verdaut hab. Aber heute sollte es livehaftig mit NIKK SUCID, THE TWANG GANG, SUBURBAN SCUMBAGS, SMOKE BLOW, SODA JERK und DISCO MAXIM zur Sache gehen. Und eins kann ich vorwegnehmen: Es wurde eine rauschende Ballnacht!

Pünktlich war ich gekommen, da ich ob der hohen Bandanzahl 'nen frühen Beginn vermutet hatte. Doch die Jungs von DISCO MAXIM hatten die Ruhe weg und starteten erst gegen halb zehn ihre Show. Bisken spät fürn Donnerstag, aber das sollte einer der wenigen Kritikpunkte bleiben. Ich hatte ja noch nie wat gesehen, gehört oder gerochen von DISCO MAXIM. Doch alle Sinne wurden gleichermaßen stimuliert, als die Urgesteine Horst Pillau Junior und Ron nebst Band loslegten. Erstmal hielt Horst (gleichermaßen mit Ron schwerer SCHEFF der Döner Diskothek) in nonchalantem Ton eine kleine Ansprache. Dazu nahm er hinter seinem Schlagwerk Platz, welches schon mal ein Hingucker für sich war. Das Ding hatte er mal einer IRON MAIDEN-Coverband abgekauft und es bestand aus komplett durchsichtigen Teilen, in die Horst schön bunte Lämpken geschraubt hat. "Ich schalte erst mal mein Schlagzeug ein, mein Schlagzeug ist elektronisch." Knips. Entzückter Aufschrei im Publikum. "Und sehr verehrte Damen und Herren - willkommen! Wir wollen heute Billy Idol mit mehreren musikalischen Beiträgen huldigen". Ein echter Entertainer, der gute Horst! "Nun, der Saal ist halb voll - wenn draußen noch mal so viele stehen, ist der Urlaub auf Sylt gesichert". Irgendwann spielten sie dann sogar noch Musik! Wie soll man die beschreiben? So 70er Jahre Schlager mit deutschen Texten, also die Sorte, die noch MENSCHEN an richtigen Instrumenten eingespielt haben und die noch nicht alle von Dieter Bohlen unter unzähligen Pseudonymen geschrieben waren. Einige der Titel waren Coversongs, z.B. von Harald Juhnke ("Die Braut schaff ich nie" oder so...). Ganz groß jedenfalls ein Song namens "Herbstwind", den Horst wieder mit einer schicken Ansage einleitete: "Der Sommer ist vorbei. Gut oder schlecht, wer weiß?! Die Lust ist raus. Die Luft aus den Hüpfburgen. Hüpfburgen - Gebilde gefüllt aus Luft. Kein Inhalt. Nur Luft." Oder so. Den Refrain hab ich jetzt noch im Ohr, da sang Ron "Herbstwind" und Jochen (kein Bock mehr auf dat Pseudonym) trällerte dazu erschreckend hoch: "Nanananana". Oder so. Super! Wo sollte man hingucken? Zu Ron, der in trippeligen Tanzschrittchen über die Bühne eierte? Zum schwer tätowierten Bassisten mit Schlips? Oder zu Jochen, der völlig entrückt auf sein Schlagzeug einhämmerte (!), so dass schon beim ersten Song die Frisur ruiniert war? Jedenfalls kam natürlich noch die Billy IDOL-Coversache. Aus "Hot In The City" hatte man völlig schamlos "Heiß in der Innenstadt" gemacht. "Wir saßen auf unserem weißen Ledersofa, Ron und ich. Es war Sommer. Unsere heißen Schenkel klebten verschwitzt am Leder. Da fielen uns diese Zeilen ein." Und was für Zeilen! Immer abwechselnd gesungen: "Komm, wir gehen jetzt ins Kino!" - "Nein, ich brauch mehr Action. Ich bin ein Motor, der grad warmläuft". Genau so hamwer dich immer gesehen, Ron!

Puh - na, das war ja was gewesen. Die Aufregung über diesen SENSATIONELLEN Auftritt musste erst mal mit einem Bierchen gekühlt werden. Am Eingang gab es übrigens sehr interessantes Merchandise von DISCO MAXIM: Kochtöpfe, Regenjacken, Streichholzpackungen - alles mit dem DISCO MAXIM-Logo bedruckt. Aber keine Zeit zum Verweilen, denn schon ging es weiter. Eine Art Projekt namens SODA JERK stand auf der Bühne. Fragt nicht nach Namen, einer war von MURPHY SITUATION, nämlich der Sänger und Gitarrist. Auffällig auch ein bärtiger Asi in Jogginghose am Saxophon. Sie spielten nur einen Titel, ich glaub, "Dancing With Myself". Der Gesang war mit einem Louie Armstrong-Effekt verzerrt, kam besonders gut bei der folgenden Ansage zum Tragen...

Ein Bierchen später schon SMOKE BLOW. Hier machte sich die Lautstärkebeschränkung bemerkbar, die der Hansastr. leider seit einiger Zeit anhaftet. Für "laute" Bands kommt nicht mehr das nötige Volumen auf. Aber die Smokes lösten das ganz clever, in dem sie ihre eher moderateren Songs spielten. Bei fetter Werbung wäre es nun proppevoll gewesen, doch die Taktik der Geheimhaltung hatte Erfolg gehabt und so war es "nur" angenehm voll. Keiner der üblichen Ultramoshgigs von SMOKE BLOW, dafür der wohl definitiv lustigste Gig, den ich bisher von ihnen gesehen hab. Andreas/J.R. musste des Öfteren "den Roboter" machen, indem er auf Anordnung von Daniel abgehackte Bewegungen vollzog und dazu synchron seiner Klampfe Brummtöne entlockte. "Hilarious" sacht man dazu wohl auf Neudeutsch. Daniel beschimpfte schön das Publikum und seine Mitmusiker, philosophierte über Akay und die OVERGROUNDERS, Tattoos und Arbeit ("Ey, ich bin voll am Machen, du Vogel! Auch wenn ich nich so ausseh...!"), ihre Billy Idol-Version ("klingt so ein bisschen nach Stadionrock – nur in klein.") und zog mal wieder alle Register seiner Stimme: Sing, Schrei, Sing, Grunz, Sing, Brüll! Und dazu noch der MC Straßenköter mit seinem Gebell. An Songs waren "Sweetwater", "White Powder, Black Smoke", "Dancing With The Dead","Outta Jail", "Satans Highway" und halt der IDOL-Schmachtfetzen "Rebell Yell" am Start. Und schon war Ende. Schade, das hatte fett Spaß gemacht. Aber klar, jede Band sollte nur kurz spielen, anders wär das nicht machbar gewesen. "Nun kommen wohl die SCUMBAGS", erklärte ich einer Besucherin draußen danach auf ihre entsprechende Frage hin. Und sie: "Und dann bestimmt SMOKE BLOW?" Ich nu: "Äh, das WAREN doch grade SMOKE BLOW!". "Oh, gar nicht bemerkt." Mann, kommen die Jungs inzwischen sonst immer SO böse rüber, dass der heutige entspannte Tonfall derart verfremdend gewirkt hat? Immerhin fand sie es auch sehr gut.

Die SCUMBAGS dann also mit ihrem wohl letzten Gig. Halt, letztem Gig in DIESER Besetzung, kommt wieder runter von der Fensterbank. Aber noch ist alles geheim, also - psst, ihr wisst von nix. Wie immer ging’s voll auf den Kopp, auch wenn die SCUMBAGS ebenfalls LAUTER goutiert werden müssten. Ich könnt ja immer durchdrehen bei Songs wie "Ricochet", "Booze", "Sonic Reducer" oder "Small Minded Man". Punkrock mit Ohrwurm-Melodien und ich glaub, Ulf klingt beim Gesang immer angepisster, je älter er wird. Neue Aufnahmen sind übrigens fast abgeschlossen, und da steht uns wieder wat bevor! Nur den GENERATION X-Song, den die SCUMBAGS für den Sampler eingespielt hatten, konnten sie nicht darbieten. Warum? Die Band hat diesen Song seit den Aufnahmen schlicht nicht mehr geprobt... Doch Ulf hatte eine viel einleuchtendere Erklärung parat: "Nu will ich ja gar nicht lange um den heißen Brei rumreden: Den Song haben gar nicht wir eingespielt, sondern BONEHOUSE. Aber vielen Dank, Jungs. Super gemacht". Oh, Mann, mal wieder voll vorgeführt worden. Zumal solche Scherze ja von einigen Leuten auch noch für bare Münze gehalten werden und ich im Laufe des Abends mehrfach angesprochen wurde, wie es denn zu diesem Deal gekommen sei... Rache!

Nun hatten natürlich die "heavy hitters" gespielt und einige Leute verließen dat Etablissement. Trotzdem waren immer noch genug Leute da, die die TWANG GANG abfeierten. Das sind auch alles bekannte Hackfressen von SCHALL UND RAUCH und so. Alles Inzucht hier in Kiel, aber so soll es sein. Mir wurde gesteckt, ich dürfe die Mucke AUF GAR KEINEN FALL als Country titulieren, dat sei Blue Grass. Für meine in dieser Hinsicht jungfräulichen Ohren klang's dennoch wie Country... Allerdings ziemlich fit dargeboten, mit allerlei Zupfinstrumenten. Da jaulten die Banjos und quietschten die akustischen Klampfen. Der DISCO MAXIM-Bassist war auch zurück, spielte hier aber Banjo und guckte geil arrogant. Sehr cool die Version von "Ace Of Spades"! Auf Dauer war der Gig für mich aber etwas anstrengend. Das mag man seltsam finden bei jemandem, der sich den ganzen Tag lang bevorzugt Grindcore und Death Metal hingibt, aber akustische Instrumente haben diesen Effekt bei mir. Schlimmer isses noch bei Klassik, da wird ich RICHTIG hektisch. Aber schon wieder abgekommen vom güldenen Pfad meiner Erzählung: Mittlerweile saß ich bereits wieder am Tresen und versuchte Lewe davon zu überzeugen, diesen grandiosen Abend in Worte zu kleiden. Wie ihr seht, erfolglos. Fauler Sack!

NICKK SUCID war nu dran und hatte eine coole Band am Start. Alles wieder Inzucht pur. Sogar der Asi mit dem Saxophon war zurück, diesmal im Anzug. Nikk war breit wie Haubitze und poste dermaßen hart, dass einigen glatt die Biergläser aus den Fingern flutschten. Wat 'ne Diva! Nikk, ich möchte ein Kind mit dir. Oder vielleicht doch nicht. Stimmlich ließ Nikk natürlich auch nix anbrennen und schmetterte in bester Ian Astbury-Manier seine Melodien in die Manege. Ich war mittlerweile aber einfach saumüde und besoffen und verpisste mich vor Showende. Immerhin war es 1.30 Uhr und in wenigen Stunden galt es frisch und munter hinterm Lehrerpult zu stehen. Scheiß auf die Scheiße.

Fazit also: Sehr geiler Abend, ganz großer Spaß und WIR WOLLEN MEHR!!! Mehr Döner-Diskothek-Abende und überhaupt mehr von allem.
- Beitrag von: Philipp

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