EXHUMED, CEPHALIC CARNAGE, INHUME / 23.10.03 - Hamburg, Marx

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Trotz meiner Anzeige in der Dremu-Mitfahrerzentrale hat mir keiner 'nen Fahrplatz offeriert! Ihr Schweine! Nur Bolle meldete sich mit der hämischen Mail: "Ich befürchte, dass meine Wege nicht die Route dieser stolzen Recken streifen werden. Und wenn du niemanden findest, der dich mitnimmt, dann tramp doch einfach, wenn du ein bisschen Bein zeigst, wird dich schon jemand mitnehmen..." Na gut, selber Schuld, "allein macht's auch Spaß", dachte ich mir und so begab ich mich erst mal zum Bahnhof um nach SH-Tickets Ausschau zu halten. Und Erfolg! Für wenig Euronen kaufte ich so einem netten Asi ein Ticket ab und enterte pünktlich die Markthalle. Dort ereilte mich gleich der näxte Glückstreffer, denn Kollege Karim vom LÄRMBELÄSTIGUNGS-zine (www.laermbelaestigung.net) hatte noch ein Plätzken auf der Gästeliste frei, da sein Mitschreiberling nicht gekommen war! Schönen Dank, Karim! Super Sache und erfreulicherweise war das Marx sehr gut gefüllt, hätte ich bei diesem Billing unter der Woche nicht unbedingt erwartet. Alle Hamburger Grindfreaks waren offenbar da, hatten vielleicht auch wegen des ausgefallenen NASUM-Konzerts Kohle über. Kaum hatte man angestoßen, begannen INHUMJE auch schon ihr Set. Schon die neue Platte ("In For The Kill" auf Osmose) hatte mir mit messerscharfem Präzisionsgeballer und NASUM ähnlichem Groove recht gut gefallen. Die Holländer hatten zwei Sänger (Glatze und Langhaariger) am Start, die ordentlich Alarm machten. Allerdings fand ich beide Stimmen etwas ZU growlig, dat kam nicht so richtig aggressiv rüber. Dafür sprangen die beiden ordentlich rum, sieht man bei Death/Grind ja auch nicht so häufig. Technisch eine hervorragende Kapelle, um den Sprung in die Grind-Oberliga zu schaffen, fehlt es allerdings an einprägsamen Elementen. Doch Action und Humor machten den Gig zur kurzweiligen Angelegenheit. "The next song is very long, you can search for a place at the bar", kündigte der langhaarige Sänger an, dann kam natürlich so’n 40-Sekunden-Gemeter, was er wiederum mit den Worten kommentierte: "See how time flies when you're having fun?" Den Brüller des Tages brachte allerdings ein allwissender Typ neben mir: "Die alten Songs fand ich besser", verkündete der naserümpfend. Oh Mann, als ob sich die Songs stilistisch irgendwie unterschieden hätten...

Über den Gig von CEPHALIC CARNAGE auf dem diesjährigen FUCK THE COMMERCE hatte man ja überall Gutes erzählt bekommen und tatsächlich lieferte die Band einen sehr starken Auftritt ab. Ich war etwas skeptisch, da ich mir die Mucke der Band eigentlich nur geben kann, wenn ich dazu grad in der Stimmung bin, ist schon recht abgedreht und frickelig. Hab auch nur die "Exploiting Dysfunction"-Scheibe. Aber wat soll man sagen? Live klang das alles viel flüssiger und wurde auch schön wild und heavy dargeboten. Selbst die "jazzigen" Psychoparts fügten sich gut ein. Überhaupt rissen CEPHALIC CARNAGE schon optisch ordentlich mit, denn alle Bandmitglieder wieselten über die Bühne des Marx und so entstand vor der Bühne schnell ein ansehnlicher Moshpit. Man merkte, dass viele mit den Texten gut vertaut waren. Klar, so Sachen wie "Eradicate Authority" würden wohl auch die meisten Dremu-Leser unterschreiben. Oder "Observer To The Obliteration Of Planet Earth", wo ein Massenmörder aus der Ich-Perspektive beschreibt, wie er von Aliens entführt wird, mit den Aliens vögelt, sie dann massakriert, um dann schließlich von dem fremden Raumschiff aus die ganze Erde zu pulverisieren. Ach ja, Geschichten, die das wahre Leben schreibt, sind halt doch die schönsten. Am Ende des Gigs outeten sich CEPHALIC CARNAGE dann quasi als HANSEN BROTHERS des Grindcore: Zu "Black Metal Sabbath" gab es eine nette BM-Verarsche, indem sich jedes Bandmitglied flugs eine Maske aufsetzte, die mit typischen Black Metal-Corpsepaint bemalt war. Dazu wurde übelst evil abgepost, so richtig mit Gitarre synchron schwenken und so... Danach gab es noch was in die imaginäre Redneck-Fratze, die Masken wurden mit Sonnenbrillen und Baseballcaps ausgetauscht. Sah schön bescheuert aus.

Für viele waren CEPHALIC CARNAGE wohl das Highlight des Abends, in meinen Augen setzten EXHUMED noch einen drauf. Hatte ich mir CC vorher klinischer vorgesellt, ging ich bei EHUMED von einem hohen Grad Asitum aus, wurde aber auch hier überrascht. Sänger/Gitarrist Matt punktete gleich schon mal mit seinem "Nazis raus!"-Shirt. Gerade in der heutigen, inhaltlich sehr verschwommenen Extrem Metal-Szene ein wichtiges Statement. Da isses dann für mich auch Nebensache, wenn die Texte purer Gore-Schwachsinn sind. Musikalisch kommt man um einen Vergleich mit CARCASS zu "Symphonies Of Sickness"-Zeiten nicht rum, allerdings ballern EXHUMED straighter und räudiger nach vorne und verwenden auch viele klassische Metalriffs. Geile Mischung jedenfalls, die gerade live ordentlich was wegbläst. Besonders cool waren die primitiven Beats des Drummers, der schön stur und ohne viel Schnickschnack kloppte. Was mich dann wieder an CARCASS erinnerte, waren diverse melodische Leads, die Matt seiner Klampfe entlockte. Mit ihrem wohl beliebtesten Song "Open The Abscess" beendeten EXHUMED ’nen geilen Gig und tatsächlich war es erst kurz vor Zwölf, so dass ich noch schnell die aktuelle 7" (mit Coversong von CARCASS' "Exhume To Consume"...) abgreifen und den letzten Zug nach Kiel schnappen konnte. GRIND ON!
- Beitrag von: Philipp
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